A2 Rennmotor

  • Hallo Wissensforum,

    in einer Diskussion über Steuerkette, Zahnriemenantrieb etc. ( für Nockenwellenantrieb) wurde erwähnt das man den Nockenwellenantrieb via 2 Zahrrädern auf Linksdreher umdreht jedoch via einer speziellen Nockenwelle Rechtsdreher bleibt um Vibrationen im Gehäuse zu minimieren.


    Habe ich mich da verhört ?

    Oder wird dies tatsächlich praktiziert?

    Wenn ja, wer stellt denn diese Nockenwellen her?


    Gruß Ralph

  • Hallo Ralph, jetzt sind wir im richtigen Unterforum.

    Halbwissen ist heutzutage leider weit verbreitet und setzt sich sehr schnell in den Köpfen fest, oder wird immer wieder von einander falsch abgeschrieben. Siehe hier auch den Thread "Änderung der Drehrichtung 70HP Motor" vom 03.05.2014.


    Über Sinn oder Unsinn der Umrüstung auf den spannrollenlosen NW-Zahnriementrieb (z.B. TRIGER) bei den hier meistverwendeten FIAT ohv-Klappermotoren, egal ob als Rechts.- oder Linksläufer mit 633 - 1036 ccm, will ich nicht näher eingehen, weil hier schon (zu)viel darüber geschrieben worden ist.


    Wenn ich deine Frage richtig interpretiere, meinst du den Umbau der o.g. Motorenreihe von rechts auf linksdrehende KW, was bei dem bei dir vorhandenen Fahrzeug (1000 TC Recr.) wohl eher nicht in Frage kommt ? Nehmen wird den in deinem Thread benannten "A2-Rennmotor", der von Haus aus ein rechtsdrehender Motor ist, und wollen den auf Linkslauf umbauen, um den Einbau in einen Fiat der 850er-Typenfamilie möglich zu machen. Machbar ist bei der Transformation der NW-Antrieb mit Kette, Zahnriemen und Zahnrädern. Bleiben wir bei der letztgenannten Variante, kann hier die vorhandene NW und der Verteiler an seinem angestammten Platz bleiben, weil deren Drehrichtung ja bestehen bleibt (verstanden ?). Es ist also keine spezielle NW mit um 90° verdrehten Verteiler-Schrägzahnantrieb erforderlich ! Aber in jedem Fall andere LL KW-WD, sonst sifft das Motoröl an den KW-Enden nach kurzer Laufzeit munter heraus.


    Was mit der KW sonst noch gemacht werden muss, habe ich jüngst in dem Thread "70HP Umbau Pilotlager & ZKD" beschrieben.


    Vibrationen (Schwingungen) kommen beim 4-Zylinder Reihenmotor nur von den kleinen Geschwindigkeitsdifferenzen der sich auf.- und abbewegenden Kolben vor, die zu sogenannten Massenkräften und .-momenten zweiter Ordnung führen. Die NW ist daran nicht beteiligt !!! Da verwechselt wohl einer etwas mit einer Ausgleichswelle(n), die mit doppelter Drehzahl rotiert und aussieht wie eine Nockenwelle, für die aber in diesem Motorblock kein Platz ist. Also, du hast dich verhört.


    Bei dem A2-Motor, insbesondere wenn dieser als Rennmotor mit Stahlpleueln und 4-Kanalkopf ausgestattet ist, und locker 8.000 n/min machen kann, kommt es bei der nur 3-fach gelagerten KW und den relativ großen Stützweiten zwischen den 3 KW-HL zu Biegemomenten, weil wegen der beiden dazwischen liegenden wirksamen Kurbeltrieben es zu "inneren" Momenten der Wellenhälften als Erregende kommt, wobei die KW dann an dem mittleren HL zum Herausdrängen zwängt. Weil das Kurbelgehäuse an dieser Stelle relativ schwach ist, sind dort früher regelmäßig die Schrauben des 2. (mittleren) HL aus dem Block ausgerissen und die KW ist gebrochen. Abhilfe schafft hier ein verstärkter HL-Deckel aus Stahl mit 2 im Block eingedrehten ARP-Stehbolzen und 2 weiteren 8 mm Schrauben, deren Gewinde in den Block geschnitten werden muss (an Stellen der Blockverschlussdeckel). Damit lassen sich die Zugkräfte im Block besser verteilen, macht aber das Neuspindeln der Lagergasse erforderlich und kostet schnell mal zusammen um die 1000.- EUR.


    Blicken wir zurück in die ABARTH-Motorengeschichte. Um 1965 brachte die Fa. ABARTH & Co. den Radiale-Motor mit seinen hemisphärischen Brennräumen und den Solex 2 x C32 PHH Vergasern als Linksläufer für das 850 Coupe´ und Spider heraus, genannt Fiat Abarth 1000 OTR. Der als Linksläufer von Fiat konzipierte 843 ccm Motor (der Grund dafür ist eine andere Story) stammte in den Grundauslegungen vom Fiat 600 ab, der immer ein Rechtläufer war. Da der 4/1964 vorgestellte 850er das Getriebe vom 10/1961 vorgestellten Simca 1000 (mit Tipo 122 auch eine Fiat-Konstruktion) übernehmen musste, wurde der 600er Motor (633 ccm) als Linksläufer für den 850er (843 ccm) umkonstruiert. Das machte u.a. eine andere NW (kugelgelagert und Antrieb durch Zahnräder), Verteilerantrieb, KW-Simmerringe und Kupplung erforderlich. Erst in 1968 erfolgte der Einbau des 1000 OTR Motor in die Karosserie des Fiat 600, dort als 1000 TC Corsa Gruppe 5 mit 2x Weber DCOE, ab 1970 als 1000 TCR in der Gruppe 2 homologiert (ab dann auch erst mit den vorderen und hinteren großen Verbreiterungen, was bei den Replikas mit früherer Baujahresangabe regelmäßig falsch gemacht wird).


    Für den Einbau des OTR-Motors aus der 850er Karosserie (dort 5° schräg stehend) in die 600er-Karosserie (dort senkrecht stehend) musste dieser auf Rechtslauf für das Fiat 600 Getriebe (Abarth 5-Gang) umkonstruiert werden. Das erledigte die Fa. ABARTH & Co. in 1968 recht simpel und pragmatisch, in dem der NW-Antrieb auf Kette umgestellt wurde, wodurch die OTR-NW und der Zahnradantrieb für den auf dem Stirndeckel sitzenden BOSCH-Zündverteiler (ZV2/59B1a) beibehalten werden konnte, denn beide rotierten weiterhin rechts herum. Verstanden ?


    Um das Verwirrspiel mit Rechts.- und Linkslauf zu komplettieren, noch der Ausflug zum (850er) Fiat Abarth Coupe`1300/124 mit dem ohv-Motor des Fiat 124 (Rechtsläufer), siehe auch Bericht in Oldtimer-MARKT 10/2023, Hier griff die Fa. ABARTH & Co und Ing. Colucci zu der umgekehrten Kurskorrektur für den NW-Antrieb, verbannte den Kettenantrieb und griff auf Stirnräder zu. Das ersparte die Konstruktion einer neuen NW und den Verteilerantrieb, weil ja deren Drehrichtung beibehalten wurde. Geändert werden mussten wieder die KW-Simmerringe (s.o.), Anlasser etc. Die Beatmung des Motors erfolgte mit dem Flachstromvergaser SOLEX 32 PHH (s.o.). Das gleiche Motorenkonzept findet sich auch im ABARTH 1300 Scorpione S (SS) wieder, der ja fast baugleich mit dem Lombardi 850 Grand Prix ist und sich der 850er Bodengruppe bedienen. Leider sind die 1300er von ABARTH nie in der FIA Gruppe 3 homologiert worden, weshalb wir uns mit dem ABARTH 1000 OTS in der Hubraumklasse bis 1300 ccm bewegen müssen, aber mit rd. 112 PS auch gut im Futter stehen.


    Ich fasse Mal zusammen. Den Umbau des Nockenwellenantriebes beim A2 (A1) Motor mit Zahnrädern für den Fiat 600 kann man machen. Da das NW-Rad zahlreiche Bohrungen für den NW-Passstift hat, und auch wegen der Geradeverzahnung noch um 180° gedreht verbaut werden kann, ergeben sich viele Einstellmöglichkeiten zur Einstellung der NW-Zeiten. Allerdings ist die Auswahl der verfügbaren Linkslauf-NW nicht so groß wie für die rechts herum rotierenden Brüder. Siehe auch unter www.abarth-online.de


    Viel Spass beim Schrauben und Gruss aus dem ABARTH-Dschungel

    ABARTH-Klaus


    Linksläufer im 850 Coupe´als 1000 OTR mit 982 ccm


    dto. im 1000 OTR Spider, siehe auch geändertes Heckblech und Blende. Sehr gut zu erkennen auch der Motorversatz nach links um 8 cm, nur wegen des Simca 1000 Getriebe


    1000 OTR im Coupe mit 2x40 DCOE Weber


    Stirnradpaar für den Umbau auf Linkslauf


    KW Zahnrad für Nockenwellenantrieb an HP70 Welle


    dto. im eingebauten Zustand und PBS-Kopf, nichts ist besser.


    70 HP Hauptlagerdeckel gebrochen mit Schlagspuren der KW


    Unterschied Rechts.- und Linkslauf der Zahnrichtung auf NW für Antrieb der Verteilerwelle

  • Klaus hat sich wieder eine Schweinemühe zu diesem Thema gemacht......

    Denkt also daran, das kostet ihn langsam auch Lebenszeit um jeden hier vollumfänglich zu informieren und Wissen zu vermitteln.

    Deshalb sagt ich mal - sicher im Namen aller Mitleser- ein ausdrückliches "Danke"!

  • Hallo zusammen,also ich bin kein Experte,aber nachdem ich diesen Beitrag von Anfang bis zum Ende analysiert habe,alle Aspekte und Möglichkeiten beachtet,basierend auf meiner intellektuellen Kapazität und meinem umfangreichen Wissen,von Anfang an taktisch und vorsichtig geprüft,insbesondere im Lichte der geistlichen Evolution,bin ich zu einem konkreten,eindeutigen und fundierten Ergebnis gekommen,dass ich nichts sagen kann,weil ich,wie anfangs erwähnt,kein Experte bin. :saint:

    Gruss Totto


    P.S. Ich glaube es hat mit diesem Umbausatz zutun.Dreht aber nach rechts!

  • Ich kläre mal auf,

    der von Totto gezeigte 3er Rädersatz dient bei den ohv-Motoren nur dazu, um von der klappernden Steuerkette weg , hin zu den singenden Zahnrädern zu kommen, die auch eine stabilere Zündpunkteinstellung garantieren. Die vorhandene Drehrichtung der NW bleibt erhalten, egal ob bei einer rechts.- oder linksdrehenden KW.


    Bei dem von Enzo und mir abgebildeten 2er Rädersatz ändert sich immer die Drehrichtung der NW in Abhängigkeit der KW-Drehrichtung.


    Im Ansatz geht es dann um zwei verschiedene Endergebnisse. Der 3er Rädersatz schafft nur Ruhe im Räderkasten, der 2er Rädersatz ermöglicht es der 850er Fraktion den A1-A2 Motor als Linksläufer zu verwenden, kann aber die NW und Verteilerwelle beibehalten, was Kosten beim Umbau erspart. That´s all,


    Drittens gibt es zur Lärmminimierung der Steuerkette noch den federbelastenden Gleitschuh vom Cinquecentp, der nach meiner Erfahrung nur für moderate Drehzahlen dauerhaft geeignet ist. Siehe Foto.


    Gruss aus dem Steuerdeckelkasten

    Klaus


    Auf Linkslauf umgebauter HP70 mit LL-NW und Kettenspannen vom Cinquecento

    • Offizieller Beitrag

    Beim rechtsdrehenden 127-er kenne ich nur die Variante, bei denen die "Spanner" zum Kurbelgehäuse hin sitzen.


    Ich denke, beim Wechsel auf Linksdrehung wird dann wohl nur die Kette anders herum gelegt, damit die Spanner dann durch den Wechsel der Drehrichtung auch wieder funktionieren...ansonsten wären sie ja wirkungslos.

  • Richtig,

    für alle Linksdreher, bei Erneuerung und Auflegen einer neuen Steuerkette, die Spannglieder immer nach außen zum Stirndeckel, beim Rechtsläufer immer zum Block. Dann funktioniert es auch richtig. Habe aber schon andere Versuche gesehen 8)

    Gruss Klaus


    Aus dem Werkstatthandbuch in der frühen Version, als die Steuerkette beim 850 (und 600) noch eingliedrig gewesen ist !


  • Hallo Matthias,

    muss ich euch Spätgeborenen jetzt auch noch bei der Suche im Netz auf die Sprünge helfen ?! Mit google, gottseidank noch ohne KI, und ein paar englischen Wortbrocken aus dem Motorenbau wie z.B. "timing gears Fiat 127/112 Abarth" findest du beim hinlänglich bekannten Sizilianer Mario Andronico , www.abarth-andronico.com , so ziemlich alles was das (ABARTH) Herz begehrt, auch wenn man z.B. so ein Räderwerk unbedingt haben will. Bei ihm zu finden in der Untergruppe "Internal engine parts" unter dem Begriff " distribution group for modification without chain for 112 Abarth and Fiat 127". That´s all. Jetzt aber ran und berichte uns vom Kauf, Einbau und Einstellung des NW-Radsatzes.


    Gruss aus dem Stirnräderdschungel

    Klaus



  • Da widersprichendich sich aber die Bilder und der Text.


    Ich kenne es nur so, wie auf den Bildern. Die Spannglieder zeigen immer zum Stirndeckel und je nach Laufrichtung des Motors sind die Spannglieder andersherum angeordnet.

  • Hallo Matthias,hier bekommst du den Satz auch noch.



    Toll dass alle Möglichkeiten gezeigt und erklärt wurden! :thumbup:

    Gruss Toto

  • Da bin ich ja froh, daß mir direkt 2 das Internet erklärt haben, danke! ;)


    Hat denn jemand bereits Erfahrung mit dem Zahnradsatz für den Bianchi gemacht. Scheint mir doch technisch eine interessante Lösung. Kannte ich noch nicht, aber als Spätgeborenen mit 56 Jahren kann das ja passieren. Paßt der so unter den originalen Seiten Deckel, oder muß da was angepaßt werden?


    Gruß Matthias