Kolben vom Pleuel trennen

  • holger,

    tipp am rande, bau dir doch für deine fragen zum motor in der passenden werkstattrubrik, einen eigenes thema. dann kriegen alle spezi's die dir schon mal unter die arme gegriffen haben, dir helfen wollten oder konnten eine nachricht, dass es einen neuen text in deinem thread gibt.
    ...das sind dann doch genau die user, die dir ggf. am ehesten helfen könn(t)en!?

    beste grüße

    chris


    btw: da sind dann auch die daten zum motor zielführend... original, oder gar anderer motor rein in deinen 600!?

  • @128replica

    Recht hast du, nur da die Suche nichts brachte war ich der Meinung das der ein oder andere auch mal an sowas interessiert sein könnte. Da finde ich es halt übersichtlicher nicht alles in einen Thread zu verpacken, ob das jetzt richtig gedacht ist sieht wohl jeder anders.


    Geisterfahrer

    Ich hatte mir jetzt eigentlich mehr erhofft Erfahrungsberichte zu bekommen. Das fast alles möglich ist wenn man nur das richtige Werkzeug hat und nicht zwei linke Hände ist mir bewusst.


    In meinem schlauen Buch steht halt was von in Vorrichtung A-95603 einspannen und mit A-60275 ausdrücken. Beides habe ich natürlich nicht.


    Werde sie weggeben scheint das einfachste zu sein obwohl Do it yourself mir besser gefällt.


    ronbon76


    Sind welche zum Auspressen schwimmend gelagert hat glaube ich nur der Abarth 70hp Motor und der zählt leider nicht zu meinem Besitz.


    Gruß Holger

  • Also mal eins vorneweg: Auspressen ist nicht so das Richtige.....


    Denn bei dem Ganzen ist Wärme im Spiel und weniger eine Presse!

    Insbesondere dann, wenn Die Kolben wieder verwendet werden sollen.

    Ich hab das immer so gehändelt, dass ein Dorn in den Kolbenbozen eingeführt wird, und der Kolben wird zweckmäßiger-weise in einem dicken Lederhandschuh gehalten. Jetzt wird das obere Ende des Pleuels mit einer schmalen Flamme eines Brenners erhitzt und bei entsprechender Färbung wird der Kolben mit der linken, behandschuhten Hand gehalten und mit einem Hammer und dem Dorn in der rechten Hand der Bolzen ausgeschlagen. Hierbei entsteht kein Verzug, insbesondere weil es kein festes Gegenlager gibt. Beides dann ganz normal abkühlen lassen.


    Der Einbau ist ähnlich, jedoch spannt man das Pleuel in den Schraubstock., und ölt Kolben, Bolzen und Pleuelkof ein. Der Bolzen wird mit Kühlmittel auf hohe Minustemperatur gebracht. Der Einführdorn bekommt einen konisch zulaufenden (alten) Kolbenbolzen vor den einzubauenden Bolzen gesetzt. Wichtig ist auch der entsprechende Kolbenanschlag am Einführdorn (denn das Pleuel soll ja auf dem Bolzen mittig sitzen!). Jetzt erwärmt man das obere Pleuelende, nimmt den Führungsdorn in die Rechte, schiebt den unterkühlten Bolzen drauf ,dann den Führungsbolzen und mit der Linken nimmt man den Kolben.....hebt ihn auf das Pleuel und schiebt den Dorn mit einer schnellen Bewegung rein......das war`s!


    So, auch wenn ich das hier ausdrücklich geschildert habe: Lass es lieber sein! Denn bei diesem Spiel brauchst Du mehr als gute Erfahrung und Übersicht - denn alles muss beim ersten Mal passen!!! Es gibt da kein Hin und Her......

    Es gibt noch viele andere alte Motoren mit diesen sogg. Klemmpleuel, und es gehört einfach viel Übung zu dieser Arbeit!

    Ich habe früher hunderte Male dies gemacht - aber heute, wo ich nur noch mit einem Auge sehe, mach ich es auch nicht mehr alleine!


    Aber nach diesen frustieneden Zeilen bekommst Du doch noch einen kleinen Trich von mir wie Du das Problem löst:


    Früher gab es im Motorsport die sogg. Gruppe A. Da wollte man, dass die Kolben und Bolzen besonders gut laufen, aber auf dem Pleuel haben sie ja geklemmt.....

    Also gingen wir hin, und haben auf der Honmaschine das Pleuelauge so geweitet, dass der Bolzen schön drin flutschte...

    Jetzt lief der Bolzen zwar in Kolben und Bolzen sehr leicht - das war ja gewünscht- aber der Bolzen streifte dann an der Zylinderwand! Deshalb haben wie kleine, pilzförmige Alustopfen gedreht und diese einfach links und rechts auf den Kolbenbolzen gesteckt. Die Gesammtläge de Pakets war dann ca 0,5mm kleiner als der Zylinderdurchmesser - aber der Bolzen war fixiert. Ich habe dieses Verfahren bei x Fiat und Alpine-Motoren angewendet, einfach weil es was gebracht hat und relativ einfach war.

    Es ist zwar nicht meine Erfindung, sondern kommt aus dem alten Flugmotorenbau, aber Du braucht den Trick ja nicht jedem verraten! Versprochen....?

  • Vorab - Danke Speedy für die ausführliche Antwort . Top!!!


    Das hört sich wirklich nicht so leicht an, hatte mir das ganze einfacher vorgestellt, weil ich davon ausgegangen bin das der Bolzen nicht so stark verpresst ist, weil hier seitlich keine Kräfte auftreten.

    Leider stellt sich das ganze aber dann doch erheblich komplizierter dar.

    Bin jedoch gespannt was der Motorbauer dazu sagt, gehe davon aus das diese Technik des verpressens mit dem Pleuel heute nicht mehr angewendet wird.


    Mit den Pilzförmigen Alustopfen verstehe ich nicht, sind diese nur in die Bohrung des Kolbenbolzens gesteckt und reiben dann beim "wandern" des Kolbenbolzens als weiches Material gelegentlich an Zylinderlaufbahn?


    Gruß Holger

  • Mit den Pilzförmigen Alustopfen verstehe ich nicht, sind diese nur in die Bohrung des Kolbenbolzens gesteckt und reiben dann beim "wandern" des Kolbenbolzens als weiches Material gelegentlich an Zylinderlaufbahn?


    Gruß Holger

    Genau, die sind nur eingesteckt, haben ein geringes Spiel gegenüber der Zylinderwand und sind ganz einfach aus Alu!

    Es gab früher diese Art der Klemmpleuel sehr oft: Mini, Opel, Ford, Simca, Fiat, Amis aller Art, und v.a.m.

    Heute gibt es diese Art fast nicht mehr.

    Den Motorenbauer kannst Du gerne fragen - aber er sollte schon etwas älter sein...

    So als Ergänzung: Ich baue Motoren seit 1970, ab 1982 mit eigenem Betrieb..........heute bin ich allerdings überwiegend in Rente......und versuche meinem eigenen Fuhrpark innerhalb meiner Restlaufzeit in den Wunschzustand zu bringen!

    • Offizieller Beitrag

    Geisterfahrer

    Ich hatte mir jetzt eigentlich mehr erhofft Erfahrungsberichte zu bekommen.

    Für welchen Motor? Ich kann dir sagen, dass das bei den Fiat 500/126-Motoren sehr einfach geht (Sicherungsklammer entfernen, Bolzen auspressen, fertig) , bei anderen Motoren ist's offensichtlich ziemlich schwierig (wie speedy schreibt). Hängt also wirklich von deinen Fähigkeiten ab...

  • So, auch wenn ich das hier ausdrücklich geschildert habe: Lass es lieber sein! Denn bei diesem Spiel brauchst Du mehr als gute Erfahrung und Übersicht - denn alles muss beim ersten Mal passen!!! Es gibt da kein Hin und Her....

    ich würd's versuchen. Auch die alten Hasen haben es irgendwann das erste Mal gemacht. Und Erfahrung bekommt man halt nur durch die Praxis. Auch wenn's am Anfang mal schiefläuft. Aber das muß jeder selber wissen und anhand seiner Möglichkeiten abwägen.

    Gruß, Martin

  • Hallo!


    Das Werkzeug A-95603 habe ich aus starken U-Profilen nachgebaut, das ist nicht schwierig,wichtig ist nur,dass die Gabel richtig am Kolben sitzt.

    Dann mit passendem Dorn auf der Presse ausdrücken.


    Einbau:

    Pleuel auf die Herdplatte,Kobenbolzen in die Gefriertruhe,Dorn mit Anschlag,einschieben, fertig.


    Wenn der Kolbenbolzen nicht richtig sitzt, dann wie beim Ausbau etwas nachpressen.

    Genau wie im Werkstatthandbuch.


    Kehrmeister

  • Mein lieber Kehrmeister....lies noch mal die Frage oben ganz genau!


    Und Du glaubst, dass bei der Verwendung dieses Werkzeuges die Kolben noch mal verwendbar sind.......?

  • Mein lieber Kehrmeister....lies noch mal die Frage oben ganz genau!


    Und Du glaubst, dass bei der Verwendung dieses Werkzeuges die Kolben noch mal verwendbar sind.......?

    Hallo Speedy!


    Nachdem ich mit diesem Werkzeug zumindest 5 Motoren gemacht habe und kein einziger Kolben auch nur eine einzige Macke hatte (wie auch?), ist die Antwort "ja" !

    Gebaut habe ich es übrigens deshalb, weil der renommierte Motorenbauer den Kolbenbolzen nicht mittig einsetzen konnte oder wollte und der neue Kolben oval zurückkam.


    Wenn du auf die Macke auf meinem Werkzeug anspielst, die ist leider durch Zweckentfremdung entstanden, fräse ich aber wieder plan,versprochen...!


    Anbei das Originalfoto des Fiat Werkzeuges.



    Kehrmeister