A 112 in Oldtimer Markt

  • Komischerweise stand im KFZ-Schein meines ersten A 112 Abarth 1036 ccm und in dem meines jetzigen 1050 ccm. Lt. Bohrung mal Hub Verhältnis sind es tatsächlich 1050. Was stimmt denn jetzt und woher kommen die unterschiedlichen Angaben?

  • Es sind 2 Leserbriefe in der neuen Ausgabe von Oldtimer Markt
    Beide sehr Positiv .
    Zitat:
    Die Wilden Kleinen
    Der Bericht über den A 112 war wieder ein literarisches Filetstück !
    Schön, dass auch mal die "Wilden Kleinen" besprochen werden,die abseits des Mainstream-Geschmacks der Youngtimer - Freunde sind .
    Macht weiter so !

    Michael Strey , Darmstadt


    und


    Blick Zurück mit Wehmut
    Der A 112 Abarth Sport wurde vom damaligen Importeur Walter Hagen
    zusätzlich in einer Kleinserie aufgelegt.
    zu den Veränderungen gehörten 13 Zoll- 5.5er CD 30 Felgen mit 165 / 70er
    Bereifung, aufgesetzte Kotflügelverbreiterungen mit Frontspoiler und einem
    breiten Dekorstreifen in Silber bei rotem Lack.
    Ich selbst hatte drei Stück,an die ich manchmal mit Wehmut denke.....


    Josef Gerecs ,Werne


    Also garnicht so schlecht , finde ich
    Gruß Guido

  • Für alle ,die es noch nicht gelesen haben
    Der erste Entwurf von Thomas Senn



    Wählen Sie 112


    Gehen auch nach fast 40 Jahren noch ab wie die Feuerwehr: Autobianchi A 112 und A 112 Abarth.




    Ist ihnen das eigentlich auch schon mal aufgefallen: Wenn ihnen Ihr italienischer Lieblingswirt irgendwann abends, lange nach Verabschiedung des letzten Sozialpädagogenpärchens, beim siebten Grappa auffehause beiläufig erzählt, dass er nächste Woche seinen 52. Geburtstag feiert und Ihnen auf der Stelle übel wird. Weil Sie geschworen hätten, dass er vielleicht gerade mal einunddreißigeinviertel ist und Sie der Einzige am Tisch sind, der wirklich aussieht wie 52 obwohl sie keinen Tag älter als 34 sind? Und zusätzlich haben Sie noch immer gewundert, wie denn dieser 30-Jährige eine so junge 21-Jährige Frau abkriegen konnte, die sich später auch als Ende vierzig herausstellt? Sie kennen das. Weil alle Luigis, Salvatores oder Pippos entweder hinterlistige Passfälscher sein müssen oder sich wirklich so viel besser halten als wir.


    Und genau das trifft wie ich finde auf den Autobianchi A 112 zu. Jetzt schauen Sie sich mal die Fotos hier an und dann sagen Sie mir bitte, dass dieses Auto vor 40 Jahren zum ersten Mal als Prototyp über italienische Staubsträßchen gerollt ist. Gut, ich will gerne zugeben, dass er erst vor 39 Jahren dann offiziell der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, aber sieht dieses Auto aus wie eine fast 40 Jahre alte Konstruktion? Nein. Vom Gefühl ordnet man den A 112 eher in die 90er ein, vielleicht noch in die Achtziger. Auf keinen Fall in die Siebziger, und eine Einstufung in die 60er Jahre würde mit sofortigem Kompetenzentzug in Sachen Autosachverstand geahndet werden. Aber es war so: Im Oktober 1969 präsentierte der Fiat-Konzern den jüngsten Sproß der 1967 endgültig von der Farrad-Familie Bianchi und Pirelli übernommenen Marke Autobianchi auf dem Turiner Autosalon . 903 Kubikzentimeter, 44 PS, 680 Kilo. Dazu vier erstaunlich großzügige Sitzplätze, umklappbare Rückbank und eine Heckklappe zur ungehinderten Beladung mit Hühnern, Kindern, Panini, Rotwein oder was sonst gerade durch Mailand, Rom, oder Sizilien gedonnert werden musste. Und weil er so schön praktisch war, störte sich auch niemand an seinem modernen Frontantrieb.


    Und erst recht nicht mehr, wenn man seine imposanten Fahrleistungen erlebt hatte. Schon 1968, als die ersten Prototypen von Journalisten rund um Turin aufgespürt wurden, berichteten die Herren, dass sie „bei der Verfolgung der unauffälligen Blechkiste auf der Autobahn eine Geschwindigkeit von über 140 km/h auf ihrem Tacho feststellen konnten. Und das obwohl der Wagen mit vier Personen besetzt war!“ Etwas besser zu verstehen ist diese Aussage vielleicht noch wenn man bedenkt, dass die gleichen Herren zur gleichen Zeit einen aktuellen Kleinwagenvergleichstest absolvieren mussten, mit raketengleichen Fahrmaschinen wie dem Renault R4 oder der Citroen Dyane 6, die 26 bzw. 25,5 PS in den Asphalt nagelten ...


    Aber ob 25,5, 26 oder 44 PS: Für Carlo Abarth sind das Leistungswerte, die er allenfalls einem Anlasser zusprechen würde, aber doch nicht einem echten Motor. Abarth hatte 1970 mit dem A 112 seine eigenen Pläne: Der Motor des Abarth 1000 TCR im Gruppe 2-Trimm passte ganz vorzüglich unter die Fronthaube des A 112. Und raten Sie mal, wie viel PS der Motor des 1000er Abarths hatte? Richtig: 112. Ist das etwas der Namenspate des Autobianchi? Leider nein. Zum einen, weil es den A112 1970 ja schon gab und zum anderen, weil Abarth den Motor auf 108 PS gedrosselt hatte. Allerdings ist eher davon auszugehen, dass sich sein Prüfstand einfach die Grippe genommen hatte, als das es eine beabsichtigte Reduzierung war. Wir sprechen immerhin von den frühen 70ern. Und von Italien. Beides Tatsachen, mit denen das Wort Präzision nicht in einem Atemzug genannt werden möchte. Wie auch immer: Carlo Abarth ermittelte mit einem auf üppigen 4,50/10-13-Reifen rollenden Testgefährt 208 km/h! 1970. In einem Kleinwagen für Mutti. Tschüss GTI, wenn Du irgendwann mal kommen solltest ...


    Das war für die Fiat-Oberen zu viel des Guten. Sie lehnten ab und Carlo Abarth wurde erstmals bewusst, dass der immer weiter wachsende Fiat-Konzern fortan auf seriös machen wollte und extreme Tuning-Auswüchse wohl der glorreichen Geschichte angehören sollten.


    Also wurde es ein A 112 Abarth 58 HP. Wie (leider die zweite) Zahl sagt: 58 PS wurden Carlo Abarth zugestanden, mehr nicht. Nun ist das an sich natürlich eine ganze Menge, aber verglichen mit den ursprünglichen Plänen nicht mehr als Angsthasenfußball. Aber beenden wir mal die Träumerei: Ein Wagen mit weniger als 700 Kilo und fast 60 PS ist ein flotter Hirsch. Schließlich attestierte ein zeitgenössischer Fahrbericht aus den 70ern schon dem Basismodell Fahrleistungen, mit denen er „den Superkäfer 1302 S spielend hinter sich lässt, sowohl beim Beschleunigen als auch in der Spitze!“ DEN Superkäfer, man stelle sich vor ...


    Dabei waren die Autobianchi zumindest technisch eigentlich nichts anderes, als die kleinen Jungs, die die Spielsachen ihrer großen Brüder mitbenutzen mussten. Daher stammt denn auch der Begriff Bauklötze-System. Oder heißt das Baukasten ...? Egal: Im Einzelnen waren dies die Vorderachskonstruktion des Fiat 128 mit ihren hohen Federbeinen sowie die raumsparende Hinterachse mit Querblattfedern. Ebenfalls vom 128 stammt die Anordnung der Antriebseinheit: vorn quer eingebaut, Motor rechts, Getriebe links und somit verschieden langen Antriebswellen. Der Motor selbst war ein guter Bekannter aus dem Fiat 850 Coupé, wenn auch mit leicht reduzierter Leistung von 44 statt der ursprünglichen 52 PS. Und warum? Weil dafür ein Einfachvergaser statt den Doppelvergasern des 850 ausreichte und es somit einfach billiger war. Was eigentlich der Autobianchi-Philosophie widersrpach, denn Autobianchi war im Hause Fiat das, was auch für Lanica gilt: Versuchsträger und Premiummarke.


    Ein Verkaufserfolg wurde der A 112 allemal. Schon im ersten Produktionsjahr bestellten allein in Deutschland 6.000 Käufer das kleine Rennferkelchen. Und bis zum Produktionsende 1986 wurden gar einskommazweifünfvierddreiachteins Millionen Exemplare auf die für damalige Zeiten riesigen 13-Zoll-Räder gestellt. Natürlich nicht ohne die eine oder andere Verschlimmbersserung im Laufe der Jahre. Hier eine kurze Chronik: 1971 wurden drei Versionen angeboten: Normal, Elegant (mit farblich abgesetztem Dach) und der Abarth 58 HP mit dickem Motor sowie dicken Reifen und dicken Verbreiterungen. 1973 wurden anlässlich des Genfer Salons die Chromstoßstangen zu Grabe getragen und wie bei vielen Leidensgenossen gegen Tupperware ersetzt. Ende 1974 muss Carlo Abarth in Turin dann wohl noch mal richtig auf den Tisch gepatscht haben, denn plötzlich erschien mit dem der Abarth 70 HP der stärkste Bruder mit nunmehr 1.050 ccm.


    Zur Produktionshalbzeit nach rund 600.000 Exemplaren wurden die neuen Autos für das Modelljahr 1978 zum Rapport beim mobilen Pflegedienst einberufen: Das Dach wurde leicht erhöht, die Front bekam einen Kunststoffgrill, hinten wuchsen die Rückleuchten. An den Seiten hielten Prallleisten (endlich mit drei L) Einzug, das Getriebe wurde verstärkt und auch der Innenraum erfuhr eine Generalüberholung. Die klassischen Rundinstrumente wurden vom Zeitgeist vertrieben, der an deren Stelle lieber einen modischen Instrumententräger sehen wollte. Und das so gern, dass dieses alberne Ding bis zum Ende der Produktionszeit fast unverändert im 112 rappeln und knistern durfte. Ausgerechnet die Pilotinnen der Elegance-Modelle durften sich zu dieser Zeit an einer Hubraumerweiterung auf 965 ccm erfreuen und den Verkehr fortan mit 48 statt 44 PS gefährden. Wichtigste Änderung für den Abarth: Er hieß nun auch wahlweise Sport und hatte eine Lufthutze auf der Motorhaube, wenngleich ohne wirklich sinnstiftende Funktion. Egal. Abarth, Sport, Lufthutze, fein!


    1979 wollte man es bei Fiat dann richtig wissen und packte alles Mögliche aus und ein: Eingepackt wurden beispielsweise das komplette Heck mit samt den Radläufen in schwarzes Plastik, wohl damit man den Rost erst später sieht. Eine Technik, der sich Mercedes erst Jahre später beim 190 und den 124ern Ende der 80er wieder erinnerte ... Sind natürlich alles Gerüchte, lassen Sie Ihre Advocard mal schön stecken.


    Zur modernen Plastik gesellte sich auch noch eine nie dagewesene Modell-Flut: Junior mit Faltschiebedach, Elegant, Elite sowie Abarth und Abarth Sport. Das waren die letzten Autobianchi. Aber nicht die letzten A 112. Denn fortan übernahm Lancia den Vertrieb und vertrieb als erste Amtshandlung gleich mal den Namen Autobianchi aus Deutschland. 1982 folgte dann die letzte Retusche, die Stoßstangen wurden mal wieder größer (natürlich), dafür durften die seitlichen Pralleisten schmäler werden (sehen Sie, jetzt nur noch mit zwei L).


    So, genug Geschichtsstunde, beschäftigen wir uns endlich mit den beiden Prachtstücken, die Sie schon seitenlang bestaunt haben. Und das haben Sie, ich weiß es. Um den weißen A 112 von Guido Prigge ist garantiert schon jeder Techno-Classica-Besucher einmal mit Strahleaugen herumgeschlichen. Guido Prrigge ist nämlich der Präsident der Autobianchi A 112-IG Deutschland. Und somit hat er einfach einen der schönsten A 112 zu besitzen und ihn in Essen alljährlich der geifernden Masse (damit bin ich gemeint) zu präsentieren. Sein 1972er Modell in Bianco Aurora (Morgenrötenweiß! Was für ein ebenso feines wie sinnloses Wort, obwohl der Besitzer Stein und Bein schwört einen Rotschimmer im Lack erkennen zu können) ist allerdings mit ein paar Feinheiten versehen. Zum einen sind es die 5,5x13 Stahlfelgen vom 124er Fiat mit großen Chromradkappen und 175/50-13er Bereifung (bitte kein Puristen-Gejammer, Tuner Uwe Angsten hat diese Größe seinerzeit schon an seinem A 112 RS verbaut) und zum anderen ist es das Herz des Abarth 70 HP welches ganz unten rechts im Motorraum schlägt. Natürlich sind dem 44 Jahre alten Tischler aus Lengerich Geprahle und Raserei völlig fremd, er braucht den Motor nur für die dritte Eigenheit seines Autos: die Anhängerkupplung. Und den anhänglichen Eriba Pan aus dem Jahr 1964, der mit seinen knapp 600 Kilo energisch gegen die Urlaubsreisen der Prigges Einspruch erhob, als der schmalere Motor noch seinen Dienst verrichtete.


    Das zweite Auto im Bunde ist ein Abarth A 112 58 HP aus dem Jahre 1973. So, nun mal Zettel raus, Name drauf, wir schreiben einen Test: Was stimmt hier nicht? Richtig, zuviel Chrom für Baujahr 1973. Aber Besitzer Lars Karolczak wollte es gern so. So puristisch wie möglich. Und da sie sich bei 453 in Deutschland verblieben Fahrzeugen nicht alles beim Kauf aussuchen können, müssen solche Maßnahmen erlaubt bleiben. Außerdem: Wer guckt denn bitte bei diesen wundervollen Campagnolo-Felgen auf die Stoßstangen?


    Beide Fahrer haben übrigens schon in frühester Kindheit auf Muttis orangem Fernsprecher die 112 gewählt: Karolczaks erstes Auto war natürlich auch schon ein A112, schließlich war er schon seit seinem 14. Geburtstag als Rennmechanikerlehrlingsgehilfenpraktikant bei A 112-Bergmeister Klaus-Dieter Heckel tätig. Und diesen 58 HP hat der Bad Sassendorfer nun (wieder mit Heckel gemeinsam aufgebaut) seit sieben Jahren im Besitz.


    Präsi Prigge ist – von Amts wegen schon – noch eine Spur närrischer, der kleine weiße Riese ist bereits sein zehnter Autobianchi. Behalten davon hat er aber nur noch einen Zweiten: einen 1983er Junior, der auch sein Alltagsauto ist. Sommer, Winter, egal. Eduardo Bianchi wäre stolz auf ihn gewesen. Wäre nur Fiat ein bisschen stolzer auf Autobianchi. Aber wer weiß. Den Namen Abarth hat ja auch gerade wieder ein frisch Studierter in einer alten Schreibtischschublade wieder gefunden ...

  • ich finde den bericht auch super geschrieben. vor allem weils vorfreude auf den hoffentlich bevorstehenden sommer macht.
    @ marcus: hab das angsten gutachten für den a112 als pdf, wenn du es haben willst schick ichs rüber.
    mfg sebastian