Bremsbacken beim 127ér mit 900cm³ nachstellen

  • Hallo allesamt,

    heute bin ich dann erstmals wieder mit meinem 127´er gefahren, alles läuft prima.

    Nur zur Handbremse hätte ich eine kurze Frage: sofern ich mich recht erinnere wird nur am Nachsteller des Handbremsseils unter dem Fahrzeug nachgestellt, richtig?

    Leider funktioniert das bei mir nicht, denn der Nachsteller ist fast am Anschlag.

    Gibt es an den Bremsbacken selbst einen Exzenter oder Zahnrad, an welchem ich eine Grundeinstellung durchfühern kann?

    Viele Grüße,

    Marc.

  • hallo marc,

    die bremsbacken stellen sich selber nach, bzw. werden durch die reibstücken in ihrer position, also dicht an der trommeln, gehalten...

    https://www.bandel-online.de/bremsanlage/trommelbremse/bremsbacken/trommelbremsbelaege-bremsbacken-fiat-cinquecento-170-uno-146-lancia-y10-127-128.html


    das ganze kann natürlich über die jahre ausgelutscht sein, es also keinen reibeffekt mehr geben... dazu können dann noch die beläge der bremsbacken nur noch unzureichend dick sein, das handbremsseil sich über die jahre so gesetzt haben, und natürlich die bremstrommel vom maximalen innendruchmesser einfach verschlissen (zu groß) geworden sein.

    ...also eine schöne winteraufgabe, das ganze mal zu prüfen.


    grüße chris

  • Danke Dir für die ausführliche Ausführung!

    Das Reibstück, über welches Du berichtest, ist dies hier?






    Falls Ja, so wird es über den Stift und die Feder, welche diesen Reibring auf die Ankerplatte drücken, eine automatische Nachstellung geben?

    Eine Winteraufgabe wären hier eher die ganzen Schweißarbeiten, diese Arbeit wäre eher was für einen Nachmittag, sofern man alle Teile hat.

    Für die hinteren Querlenkerlager habe ich an diesem Freitag eine gute Stunde gebraucht....

    Viele Grüße,

    Marc

  • Hallo Chris,

    dann hätten sie sich ja sozusagen "aufgerieben" !

    In der kommenden Woche regnet es ja eh, da werde ich die hintere Trommel abnehmen und sehen was Sache ist. Die Radbremszylinder samt Schläuchen hatte ich vor vielen Jahren schon einmal erneuert, aber aufgrund der miesen Qualität aktueller Ersatzteile gehe ich hier nur im Notfall bei.

    Drei Sets von ATE musste ich nach ca. einem Jahr wegen Undichtigkeit erneuern, nun fahre ich aktuell Brembo und es ist Ruhe.

    Trommeln und Beläge kosten wirklich nicht die Welt, das ist ja mehr als überschaubar.

    Viele Grüße,

    Marc.

    • Offizieller Beitrag

    Die Nachsteller in den Bremsbacken haben keinen Einfluss auf die Handbremse. Daran kann's also nicht liegen.

    Aber wenn du neue Bremsbacken kaufst ist es nicht unwahrscheinlich dass du mit der Fußbremse keinen vernünftigen Druckpunkt hin bekommst weil die (neuen) Nachsteller zu leichtgängig sind. Ich habe kürzlich drei Sätze Bremsbacken verschiedener Hersteller ausprobieren müssen bis ich einen funktionierenden Satz hatte.

    Also möglichst, wenn nicht verschlissen, die alten Backen weiter verwenden.

  • Hallo,

    der Druckpunkt meiner Betriebsbremse ist prima, die Bremswirkung auch.

    Sofern tatsächlich nur das Seil samt Hebel in der Trommel das Handbremsspiel bestimmt, so kann mein Fehler ja nur hier und nicht an den Belägen liegen.

    Die Mutter unter dem Wagen am Seil ist ziemlich am Ende der Einstellmöglichkeiten, den Handbremshebel muss ich aber richtig weit ziehen, gefühlt 8 Rasten.

    Hatte sowas schon einmal jemand?

    Viele Grüße,

    Marc

  • Drei Sets von ATE musste ich nach ca. einem Jahr wegen Undichtigkeit erneuern, nun fahre ich aktuell Brembo und es ist Ruhe.

    hallo marc,

    vielleicht lag's ja auch an dem schon viel zu großen/abgenutzten trommeldurchmesser, dann nässen die Radbremszylinder natürlich in kürzester zeit, und auch das handbremsseil geht in richtig anschlag.

    du kommst also nicht drum rum, dir jedes bauelement genauestes anzuschauen. ich hatte oben schon einige sachen erwähnt, dazu noch die handbremsseilführung am gestänge, die "knickt" über die jahre gern zusammen, das seil kann sich dann nur noch bedingt links/rechts leicht ausgleichen, und auch der weg wird länger. (links im bild)

    ...dazu auch die spreizschlösser, also das übertragungsgestänge vom handbremsseil auf die bremsbacken, da leiert auch gern mal der drehpunkt aus, überall ein knapper millimeter macht sich in der summe deutlich bemerkbar.

    good luck

    chris

  • Hallo Chris,

    die Seilführung ist ja mal der Mega-Fehler, sowas muss man erst einmal entdecken!

    Vielen Dank also für die ganzen Tipps.

    Ich habe gerade einmal meinen Kalender für die kommende Woche gecheckt, da wird die Demontage frühestens Samstag was.

    Ich schaue mir also alles In Ruhe an und werde berichten.

    Die drei undichten Sets von ATE waren übrigens nach einer Komplett-Revision in Erscheinung getreten, ich dachte ich schaue nicht richtig.

    Bei allen drei Autos hatte ich ATE verbaut, s.h. neue Bremsbacken, Radbremszylinder sowie neue Trommeln. Bei genauerer Begutachtung konnte man sehen,dass die Manschetten undicht waren.

    Daher: nie wieder ATE!

    Viele Grüße,

    Marc

  • Hallo Marc,

    das Problem ist beim A112 , 126P, 127, 128 ,133, 850 , 900T etc. hinlänglich bekannt, da alle über das (fast) gleiche Handbremsnachstellsystem und gleiche Bremsbacken (185 x 31mm) verfügen. Wenn du mit deiner Nachstellmöglichkeit am Ende bist, kann das mehrere Gründe haben:


    Bremsbacken abgenutzt, Bremstrommeln verschlissen (max. Ausdrehmass (186,33 mm) erreicht), Handbremsseil durch jahrelangen Gebrauch gedehnt. In allen drei Fällen ist zu einem Neuersatz zu raten. Trifft nur der letzte Fall zu, kann man mittels eines abgelängten 8mm Stahlröhrchen, das zwischen Nachstellmutter und und dem Seilführungsblechbogen eingesetzt wird, einen Notbehelf schaffen, was aber eigentlich Murks ist. Nur neu bleibt treu.


    Beim Abnehmen der Bremstrommeln immer daran denken, dass zuerst das Handbremsseil gaaanz zurück gedreht werden muss, damit sich die selbst nachstellenden Bremsbacken ganz zurückstellen können. Der Handbremsseilhebel an der Bremsankerplatte, ist ganz nach hinten bis zum Anschlage zurück zu ziehen. Es soll Zeitgenossen geben, die das nicht beachtet und dann mit Gewalt versucht haben, die Bremstrommeln durch ungezählte Hammerschläge auf ihrem Nabenlochschiebesitz zu lösen, sich dabei aber die nicht weit genug zurückgestellten Bremsbacken in der Bremstrommeln verhakt haben. Kommt dann noch der dicke Schraubendreher zwischen Ankerplatte und Bremstrommel zu Einsatz, sterben die meist eh schon rostgeschwächten Ankerplatten den Schraubertod.


    Beim Zusammenbau unbedingt darauf achten, dass die zum Bremsbacken-Rep.-Satz gehörende obere und untere Bremsbackenrückzugsfedern unterschiedlich stark und lang sind ! Oben wird die längere Rückzugsfeder mit 2mm Drahtstärke, unten die Rückzugsfeder mit 3mm Drahtstärke eingehangen. Wenn dafür nicht die passende Bremsfederzange vorhanden ist, werden dabei meist nicht jugendfreie Ausdrücke als Motivationshilfe ausgesprochen.


    Der fiffige FIAT-Fahrer weiss schon seit den 60er-Jahren, dass eine knapp eingestellte Handbremse auch den Bremspedalweg verkürzen kann. Probiere es einmal. Viel Spass beim Schrauben.


    Gruss Klaus

  • Hallo Klaus,

    na da bleiben keine Fragen offen: was für eine kompetente Antwort, die mir die aufwändige Suche sowas von erleichtern wird!

    Der Trick mit der Rückstellung ist ebenfalls prima, bei VW gibt es hierfür ja besagten Keil.

    Sofern ich Samstag die Zeit finde werde ich zerlegen und berichten!

    Viele Grüße und 1000 Dank,

    Marc.

    • Offizieller Beitrag

    Der fiffige FIAT-Fahrer weiss schon seit den 60er-Jahren, dass eine knapp eingestellte Handbremse auch den Bremspedalweg verkürzen kann.

    Damit trickst du aber die Selbstnachstellung aus. Soll heißen, irgendwann wird der Pedalweg wieder länger weil die Beläge sich abnutzen. Dann musst du die Handbremseinstellung nachstellen um den vorherigen Zustand wieder zu erreichen.

  • Hallo allesamt,

    es hat mir doch keine Ruhe gelassen, weshalb ich dann heute bereits in einer ruhigen Minute die hintere Bremse zerlegt habe.

    Was soll ich sagen: die Bremse hatte ich seinerzeit wohl bereits einmal überholt, s.h. die Radbremszylinder, Schläuche sowie Backen sind quasi neu.

    Die Bremstrommeln haben ein Innenmaß von 186,4mm und haben somit eine Restdicke von 1/10mm bis zur Verschleißgrenze.




    Das Neumaß kenne ich leider nicht, aber die kommen dann neu.

    Das Bremsseil werde ich eh erneuern, jedoch kann ich zum Umlenkbügel nicht recht was sagen, er hat ein Maß von ca 6cm. Ist der krumm, gibt es sowas noch neu, oder müsste ich ihn gradebiegen und eine Verstrebung einschweißen?


    Ich würde die Trommeln Pulvern und den rest dann in der nächsten Woche einbauen, damit der 127ér mal wieder fahren kann.

    Viele Grüße,

    Marc

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde die Trommeln Pulvern ...

    Bitte nicht! Eine Pulverbeschichtung fließt unter Druck. Da die Felgen mit Druck auf die Trommeln geschraubt werden ist es sehr wahrscheinlich, dass diese sich dann lockern. Das gleiche Problem hast du, wenn die felgen gepulvert werden und die Auflageflächen und die Konusse für die Bolzen nicht freigelassen werden. Und lockere Radschrauben sind nicht lustig. Ich kenne jemanden, der bei jeder kleinen Pause seine Radschrauben nachziehen musste, damit ihm das Rad nicht entschwindet.

  • servus marc,


    bremsseil erneuern ist auf jeden fall eine gute idee.

    der von dir genannte "umlenkbügel" muss so sein.

    wenn du den gerade biegst läuft das seil über scharfe kanten und ist innerhalb kürzester zeit kaputt.

    pulverbeschichten könntest du machen, wenn du danach die auflagefächen der trommel wieder blank machen würdest.

    aber es ist rausgeschmissenes geld, weil pulverbeschichtungen in aller regel nicht temperaturbeständig sind und die beschichtung

    sich über die zeit braun bis schwarz verfärben wird. du kannst höchstens die trommeln mit hitzebeständiger farbe, ggf. auspufflack

    beschichten und dann aber ggf. auch wieder die auflagefläche nach dem lackieren blank machen.


    gruss

    chris :beer

  • Hallo allesamt,

    mal wieder meinen recht herzlichen Dank für die ganzen Info´s!

    da ich meine Teile stets selbst pulvere hätte mich dies nichts gekostet, das Equipment samt Pulver ist vorhanden. Da ich bei meinen Autos die Trommeln bereits des öfteren gepulvert habe und nie Probleme mit losen Radbolzen hatte wäre ich hier recht unbedarft zur Sache gegangen. Da die Radbolzen beim 127ér jedoch nur 70 Nm bekommen werde ich die Trommeln nun mit Brantho lackieren. Verfärbungen bei gepulverten Trommeln habe ich bis dato noch nicht gesehen....

    Dass der Bügel so passt ist prima, ich werde ihn kurz strahlen und dann pulvern oder verzinken, mal sehen.

    Ich werde berichten!

    Viele Grüße,

    Marc