Böser osteuropäscher Recyclingstahl....wer weiss Genaues?

  • Nur mal so am Rande... dass Anfang/Mitte der 70er minderwertuger Ost - Stahl gegen ?? Devisen oder Fiat124 Produktionsanlagen oder was-auch-immer getauscht wurden und wir deshalb ständig schweißen müssen, gehört ja wohl zum altautomobilen Laienwissen, aber weiss es jemand Genaueres? Wann fing der Kuhhandel genau an und was ist dran an der Mär?

  • Von einem Kuhhandel weiß ich nichts. Allerdings hat nicht nur Fiat den Stahl dort gekauft. Alfa hat sich damit den Ruf für Jahre versaut. Neue Alfettas sahen nach 2 Jahren aus, als hätte jemand mit einer Schrotflinte hineingeschossen. Der Alfa Sud, ein geniales Auto seinerzeit unter der Regie von Rudolf Hruska entstanden, rostete schon auf der Halde. Fairerweise muß man allerdings sagen, daß Streiks und politische Konflikte zu diesem Desaster führten. Der Alfasud hat seinerzeit bei einem Test den Golf auf den Platz 2 verwiesen! Übr. von den ersten Gölfen 1975 gibts auch keine mehr. ........Verrostet!
    MfG
    Joachim

  • Ich sehe gerade, daß du recht hast mit dem Kuhhandel :
    Alle Fiats ab 1971 wurden aus russischem Recyclingstahl hergestellt. Fiat hatte ein komplettes Automobilwerk im russischen Togliatti gebaut, wo der Fiat 124 als Shiguli bzw. LADA (Exportname) vom Band lief. Als Bezahlung dafür lieferte Russland diesen unheimlich robusten aber leider sehr rostanfälligen Stahl, aus dem auch der Alfa Romeo Alfasud gebaut wurden. Alle diese Modelle rosteten, da der Stahl nicht sortenrein war und einen hohen Kupferanteil hatte. Rostvorsorge wie Hohlraumkonservierung und Unterbodenschutz war seinerzeit bei Fiat unbekannt. Es gab Fiats, die bereits zwei Jahre nach Auslieferung geschweißt werden mussten, um die TÜV-Untersuchung zu bestehen. Man sagte Anfang der 1980er einem Fiat nach, dass dieser bereits im Katalog rostet; fast keine Limousine aus dieser Zeit hat überlebt. Wenige Coupé- und der bis in die Mitte der achtziger Jahre gebaute 124 Spider sind ab und zu im Straßenbild zu sehen. Längst zu Liebhaberfahrzeug avanciert, befinden sich die heute noch existierenden Fiat 124 Modelle in sachkundigen Händen.
    Jo

  • Ich habe festgestellt, dass das Blech bei meinen Fahrzeugen (Fiat 1975 - ) nicht schlecht sein kann, da kein Rost auf den Flächen entsteht. Das Hauptproblem ist, dass an den Übergängen (Falzen usw.) keine Rostvorsorge (Hohlraumschutz bzw. Dichtmasse) vorgenommen wurde. Alle orig. Bleche von damals die heute so eingesetzt werden, haben kein Rostproblem. Wie das damals bei den Alfas war, kann ich nicht beurteilen, da ich so einen nie hatte.

  • jo, bei den mirafioris war das hauptsächlich die 2 serie die wo weggerostet is deswegen...und wegen den streiks damals.
    von der 1 + 3 serie findet man eher noch welche.
    da ich selber schon 15 stück hatte, kann ich sagen dass bei der 2 serie also bj78-81 die türen und der boden am schnellsten wegfaulen. gefährdet sind auch sämtliche doppellagigen bleche, die radläufe hinten und das frontblech.das einzige was eigentlich nie kaputtgeht ist die heckklappe...
    aber wann das genau anfing kann ich nicht sagen.

  • Im Alfa Werk Neapel, wo der Sud gebaut wurde, haben nachweislich unlackierte Rohkarossen, z.B. während Streiks, draussen im Regen gestanden, die danach ohne weitere Behandlung direkt lackiert wurden.
    VW Sciroccos aus der Produktion von Karmann, waren aber im Prinzip genauso anfällig, nach einem Jahr faustgroße Löcher im Kotflügel.
    Ferner habe ich gehört, dass erst in den 90er Jahren im Rahmen von Qualitätsprojekten herausgekommen ist, dass die Legierung der verwendeten Bleche einfach ungeeignet war. Ob das an Schlamperei oder am russischen Rohstahl gelegen hat, blieb aber wohl unklar.

  • Ich hab noch ne Variante, die ich vom hörensagen kenne.
    In den 70ern wurden Winterreifen mit Spikes verboten und deshalb angefangen Salz zu streuen...Zu dem Zeitpunkt wurden warscheinlich auch die Winterautos erfunden :roll:

  • .. tja so war das nun mal in den 70´ern und 80´ern. Selbst mein Fiat-Händler bei bei dem ich mal den 127´er als Neuwagen gekauft habe hieß "Autohaus Erich Rost KG". :shock: Aber die Rostprobleme liegen sicher noch ein paar Jahre weiter zurück, selbst die 500/600/850 er und auch die größeren Limosinen wie 1500 er etc. waren nicht ohne Probleme.
    Die Händler kannten das Rostproblem und haben eigentlich beim Neufahrzeug dem Kunden auch versucht eine Hohlraumversiegelung für das Fahrzeug zu verkaufen.Waren glaube ich so 300,-DM die damals extra bezahlt habe.Hat aber auch nicht viel genutzt, an den Kanten und Falzen kam der Rost dann auch schon nach ca 2 Jahren,aber man hat sich damals eigentlich garnicht so groß darüber aufgeregt, war ja zu erwarten wenn man ein Auto aus Italien,Spanien (Seat),Frankreich oder aus dem damaligen Ostblock gekauft hatte.Die Fahrzeuge waren eben halt preiswerter und offensichtlich nicht für den Nordeuropäischen Raum besonders vorbereitet und geeignet.Mein Vater hatte zeitgleich einen 1000 Simca der hat mit meinem 127´er um die Wette gerostet.Sicherlich ist vieles auch auf schlechte Materialqualitäten, schlampige Verarbeitung und Null Rostvorsorge zurück zu führen aber im Grunde genommen war es sicherlich auch von niemandem beabsichtigt Autos mit Langzeitqualitäten zu bauen.Ford und andere mußten auch Ende der 70´er als man mit der Produktion von Kleinwagen (z.B.Fiesta) nach Spanien ging lernen,daß im Süden Europas die Uhren anders ticken.


    Rüdiger

  • Noch was : Bei einer Einführungsveranstaltung im Fachbeeich Wrtschaftswissenschaften wurde uns seinerzeit vermittelt, dass mangelende Rostvorsorge lange Zeit bewusst die 'Sollbruchstelle' der Autos war. Als die Unztufriedenheit über diesen Zustand zunahm, fing man an andere Sollbruch- bzw. Verschleißstellen in die Autos einzubauen. Kein Autohersteller hat schliesslich Interesse daran, dass seine Autos zu lange halten. Letztendlich ist ja jedes Bauteil nur für eine Belastung x ausgelegt. Es sollen ja schliesslich Neuwagen verkauft werden.


    Gruss
    Dirk

  • ...da weiss ich z.B. beim Golf 1, haben sie in/an der A-Säule irgendeinen Schaumstoff verbaut der sich mit Wasser vollsaugt. Wenns dann gerostet hat war es so kostenintensiv Instandzusetzten das in den meisten Fällen lieber ein neues Auto gekauft wurde...so nach 2 Jahren :roll:

  • Hohlräume ausschäumen konnten andere Herrsteller auch ganz gut!!! Fiat zum Beispiel die C-Säule beim Fiat 500 Kombi und Teile des Vorderwagens beim Tipo oder Ford beim Taunus.

  • Moin


    Jetzt muß ich mal meinen Senf dazugeben....
    Die Mär von den untauglichen russischen Karosseriestahl ist Blödsinn....
    der war genauso gut und schlecht wie der restliche auf der Welt.
    Ich hatte das Glück meine Karosseriebaulehre in Brandenburg/Havel (Stahlwerk) zu verbringen ...die Hälfte der Lehrer hatten dort studiert ect....
    Wir hatten das Thema damals einige Wochen durchgekaut...es lag nicht am Stahl sondern an die Qualität der Verarbeitung desselben.....
    Fehlende KTL Tauchbäder ...Nässefallen...keine Nahtversiegelung...falsche Materialien sorgten dafür das die 60er und 70er Jahrgänge so fix über den Jordan gingen.
    Interessant ist dabei die Tatsache das man mit einfachen Korrosionschutz die Standzeit enorm erweitern konnte...nur hatte damals ,ausser im Osten ,niemand besonderes Interesse daran (ein golf 1 kostete dort ja auch keine 70000 Ostmark und man mußte auf ein auto ja auch nicht 15 jahre warten :lol: ).....