Nockenwelle

  • Hallo 127er Spezialisten,

    Hat jemand eine Tabelle der verschiedenen Nockenwellen der frühen 127 mit

    Steuerzeiten und Nockenhub ?

    Ich habe hier eine Nocke mit den angeblichen Steuerzeiten 25/51°- 64/12° (evlt. vom SEAT 127)

    Nockenhub 5,8 mm, das Mittellager hat ca. 43 mm Durchmesser, ein Nocken für die Benzinpumpe ist vorhanden.

    Hätte für einen SEAT 600 sein sollen - passt jedoch nicht.

    Vmtl. hat mich der Verkäufer betrogen und ich wäre die Nocke gerne wieder los.


    Viele Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    um Steuerzeiten miteinander vergleichen zu können, muss immer das dazugehörige Prüfspiel angegeben werden !!!

    Die von dir oben genannten Steuerzeiten sind für diese NW bei einem Prüfspiel von 0,375 mm ermittelt worden und sind damit identifizierbar für den A-112 A.000 und 127 Motor 903 ccm mit 45 PS und 256° EV-Öffnungswinkel. Gleiche NW, gemessen mit einem Prüfspiel von 0,6 mm (auch diese Prüfspielangabe gibt es in den jeweiligen Handbüchern), hat dann nur noch Steuerzeiten von 17/43° - 57/3° = 240° EV-Öffnungswinkel. Wohlgemerkt, die gleiche NW !!! Da staunt der Laie.


    Beispiel:

    Bei einem Prüfspiel von 1,0 mm für die HP58 NW (code 328) ergeben sich Öffnungswinkel von 11/36° - 50/3° und für die HP70 NW (code 219) 12/50° - 50/12° und sind damit erst wirklich vergleichbar ! Für die NW 328 ergibt sich ein E-Öffnungswinkel von 227° und für die NW 219 ein EV-Öffnungswinkel von 242°. Da denkt der Laie, wat für ne schlappe NW. Falsch gedacht, weil bei einem Prüfspiel von 0,75 mm bei der HP70 NW schon 16/56° - 56/16° mit 252° erzielt werden !


    Alles verstanden ?! Also immer Augen auf beim Kauf von Renn.- und Sport-Nockenwellen und deren meist optimistischen Angaben, die vielfach mit kleinem Prüfspiel ermittelt worden sind ! Alquati gibt z.B. 0,4 mm an. Darum merke, NW-Angaben sind immer nur bei gleichem Prüfspiel vergleichbar !!!


    Die 600er Fahrer, wie unser lieber Jürgen, haben da noch ein anderes Problem. Das mittlere NW-Lager im 600-Block hat nur einen (gerundet) Innendurchmesser von 38 mm, das geht nicht mit einer 127/112 NW mit 43 mm. Es gibt aber eine Lösung dafür. Da die NW-Lager an der Steuerketten. -und Schwungradseite im 6007850/903 Block gleich groß sind, muss nur der Sitz vom mittleren NW-Lager von 42,075 mm auf 46,058 mm im Block aufgespindelt werden. Wer kann und macht so etwas tief im Westen ? Die Fa. Ritterbecks in Heinsberg. Der Preis dafür wird dir aber den Atem verschlagen. Ich weiss wovon ich spreche, da ich für die A112-Rennmotoren und deren verstärkten Stahllagerdeckel für das mittlere KW-Lager, dort die Lagergasse spindeln lasse, wie auch der sogen. ABARTH-Pabst aus dem Fränkischen.


    Also für den 600/770 Block eine leistungssteigernde NW zu finden, wird nicht einfach sein, weil so etwas heute keiner mehr anbietet. Ich muss Mal in meinem Lager suchen, da könnte vielleicht noch was liegen ?


    Gruss aus dem Nockenwellen-Dschungel

    ABARTH-Klaus


      

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jürgen,


    hier noch ein paar einfache Daten für Dich:


    die von Dir genannten Steuerzeiten sind identisch mit denen eines frühen 127, auch im Seat 127 der ersten Serie finden sich diese Werte wieder. Es gab beim 127 aber auch noch andere Wellen mit abweichenden Werten, wie z. B. beim Normalbenziner mit40 PS oder in den späteren Serien mit 45 PS.



    Der Mittellagerzapfen der NW hat beim 127 ein Soll von 43,348 - 43,373 mm - bei ganz frühen Modellen wurden 43,333 - 43,358 angegeben.


    Hast Du den Nockenhub irgendwo abgelesen oder selbst gemessen? Mir sind in den Handbüchern vom 127 lediglich 5,6 mm und 8,40 bzw. 8,145 mm bekannt.

    Übrigens: In einer mir vorliegenden Betriebsanleitung von einem Seat 600 (1972) habe ich die folgenden Steuerzeiten gefunden:

    4°/34° - 29°/1° (siehe letztes Bild)


    Gruß Uwe

  • Hallo Jürgen,

    die o.g. Daten für die von Uwe zitierte SEAT-NW gelten auch für die FIAT 600D -NW ab Motor-Nr. 466800 mit einem Prüfspiel von 0,45 mm, davor war EV 10/35° und AV 35/2° bei Prüfspiel 0,21 mm angegeben. Da ist es wieder, dass alles entscheidende Prüfspiel.

    Gruss Klaus

  • Hallo Klaus, Hallo Uwe,

    eure Mitteilungen haben mir sehr geholfen.


    #1 Prüfspiel

    Klaus Du hast ja so recht,

    aber es hilft mir nicht: ich habe keinen Block wo wie Welle reinpasst, damit ich überhaupt was messen kann!

    Das Prüfspiel dient dazu, die sanft öffnende Rampe zu überbrücken, damit man überhaupt einen definierten Öffnungspunkt an der Meßuhr sieht.

    Denke, die ersten von Dir genannten Daten stimmen ungefähr mit denen des Spaniers überein.


    # die genannten Steuerzeiten stammen von meinem Spanischen Verkäufer.

    Er hat behauptet die Nocke wäre in einem SEAT 600 L Especial drin gewesen, den es ab 1972 mit 30 PS in Spanien gab - der Fiat 600 D hatte nur 25 DIN-PS.

    Nach dieser Nockenwelle habe ich schon seit Jahren gesucht.

    Uwe könnte recht haben, denn der Spanier meinte auch, die Steuerzeiten stimmen mit dem ersten SEAT 127 überein.


    #den Nockenhub habe ich mit dem Messchieber gemessen - meine Augen sind auch nicht mehr die Besten. Deshalb habe ich nach Werksangaben gesucht.

    Vielen Dank Uwe , Deine Angaben von der Kopie i. Handbuch bzgl. Hub 5,6 müssen wohl stimmen.


    # Somit sehe ich klarer und glaube , dass das Rätsel gelöst ist:

    Vermutlich hatte entweder der Spanische Block v. 600 especial ein anderes Mittellager ab Werk oder es hat dort schon jemand den Lagersitz aufgespindelt (Tuning mit 127er Nocke) . Beides scheint denkbar - der Especial ist sehr selten.


    Vielen Dank Euch allen!


    Jetzt kann ich entweder die Nocke für einen FIAT 127 an den Mann bringen oder mir überlegen ob ich einen Betrieb finde, der das Mittellager abdreht und auf Maß schleift (der Nocken geht durchs kleine Lager). Die Welle wird anschließend sowieso plasmasnitriert.

    Aber ob das preislich günstiger kommt , als Ausspindeln glaub ich nicht. 2 Stunden sind das mindeste - da ist man schon bei 300€.


    Viele Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    wir kommen dem Geheimnis zu deiner spanischen NW auf die Spur. Es ist richtig, dass der nur wenige Monate in 1973 von SEAT produzierte 600 L Especial eine andere NW verpasst bekommen hat und zwar mit den Steuerzeiten und Überschneidung des 850/127, die beide gleichzeitig von SEAT in Lizenz gebaut worden sind. Damit wurde auch gleichzeitig im Block das größere mittlere NW-Lager verbaut, weshalb in Spanien davor gewarnt wird, diese NW in einen 600 D/E verbauen zu wollen, was bekanntlich nicht ohne die von mir o.g. Maßnahmen geht. Weitere Modifikationen an diesem "Spezial-Motor" war eine Erhöhung der Verdichtung auf 8,5:1, Solex 28 BIP-5 mit einem 1 mm größeren Venturi und der vielfach gesuchte und begehrte 4-1 Fächerkrümmer mit gleichlangen Rohren zum Schalldämpfer. Das alles erbrachte einen Leistungsanstieg auf 28 DIN-PS bei 5.500 n/min. Einen solchen Motor in Deutschland zu finden, ist fast ausgeschlossen, weil der 600 L Special in Deutschland von FIAT-Heilbronn nicht angeboten worden ist. Ich selber habe bei meinen früheren Exkursionen über die spanischen Schrottplätze ganz selten einen L Special angetroffen, und dann nur die hinteren Alu-Bremstrommeln, Tachogehäuse mit 140 km/h Zifferblatt und Wassertemperaturanzeige, 4-1 Auspuff, Drehstrom-Lima, Heckscheibengummi mit Chromrahmen ausgeweidet.


    Ich hoffe hiermit etwas Licht ins Dunkle des nur kurz gebauten 600 L Special gebracht zu haben ?

    Gruss Klaus



  • Hallo Klaus,

    ja, wenn ich das vorher gewusst hätte..

    Trotzdem habe ich mir in den letzten Jahren so einen ähnlichen Motor aus einem 770er gebaut. Ich habe mir die Nocke umschleifen lassen auf 20/52-52/20 und den Nockenhub auf 5,7 mm => 8mm Ventilhub . Die Verdichtung habe ich auf 8,3-8,4 angehoben. Den Vergaser habe ich vom 850 und den Seat especial Auspufftopf.

    Den Fächerkrümmer habe ich, aber noch nicht montiert. Statt dessen einen 850er Gusskrümmer mit dickem Rohr zum Schalldämpfer.

    Wo kriegt man das angesprochene Tachogehäuse her - oder reicht nur das Zifferblatt?

    Jetzt zeigt bei Vollgas die Nadel nach unten.

    Vielen Dank für`s Erleuchten.

    Grüße

    Jürgen