70HP Umbau: Pilotlager & ZKD

  • Hallo zusammen,

    wie bei vielen Vorgängern hier im Forum steht auch bei mir nebenbei ein linksdrehender 70HP Umbau an. Trotz eigener Recherchen hänge ich leider gerade an 2 Punkten. Vielleicht könnt Ihr mir hier mit Euren Erfahrungen bitte etwas auf die Sprünge helfen?


    1) Pilotlager:

    • Wie tief sollte (ggf. mit welchem Durchmesser) gebohrt werden? (Maße an der 903 Welle abnehmen?) Besser Kupplungswelle kürzen wieviel?, damit man beim Bohren nicht zu tief muss und ggf. auf Öl stößt.
    • Taugen die angebotenen Pilotlager etwas, worauf beim Kauf achten? z.B. https://shop.wum-autoteile.de/…-pilot-bearing-crankshaft
      Oder besser selber herstellen, bestimmte Messinglegierung empfehlenswert?
    • Es heißt die KW muss zum Bohren ausgebaut werden, ist die zwingend notwendig? Steht die blockiert im Zylinderblock auf dem Bohrtisch nicht lotrecht genug? Gibt es Bedenken bei der Zentrierung oder anderen Probleme? Sollte die Bohrung besser ausgedreht werden?

    2) Zylinderkopfdichtung

    • Welche Erfahrungen habt ihr mit ZKDs gemacht? AJUSA liegt wohl bei gut einem Drittel des Preise von SPESSO gibt es hier deutliche Unterschiede? Welchen Hersteller würdet Ihr mir für den 70HP im Ottonormalbetrieb ohne Motorsportansprüche empfehlen? Brauche eine mit 1.6 mm Stärke.

    Danke im Voraus für jegliche Hinweise

    viel Grüße, Thomas

  • Hallo Thomas,

    keiner antwortet dir hier und die website von 850info.de ist auch noch nicht wieder am Start ?!


    Leider haben wir uns auch am letzten Samstag bei der Jahreshauptversammlung des Fiat 850 e.V. in Neukirchen-Vluyn nicht getroffen ? Ich hatte mir nämlich auf einem Spickzettel die u.g. Daten für dich notiert gehabt, um das Thema im Linksdreher-Kreis besprechen zu können.


    1) Pilotlager

    - (aufbohren) musst du die A-112 HP-70 KW in jedem Fall, da diese für die Aufnahme der Kupplungswelle dort nur einen Innendurchmesser von 12 mm, die Pilotlagerbuchse aber außen 17 mm hat. Ich nehme diese vom 600er von den üblichen hier bekannten Lieferanten.

    Ob dir das auf den Bohrtisch im zusammengebauten Zustand allerdings gelingt, hängt vom Bohrwerker oder Dreher ab. Beide werden vermutlich fluchen wie ein Rohrspatz, weil deren Bohrer sich die Schneide am sehr harten KW-Stummel ausbeißen.

    Die vorhandene Bohrung bei einer HP-70 KW ist ca. 16 mm tief, die handelsübliche Buchse aber 18 mm hoch.

    Fleisch ist in der Tiefe bei den KWn genug vorhanden. Ich habe bei den originalen ABARTH-KWn, Typ 214D3 (850 TC/OT) eine vorhandene Bohrtiefe von 30 mm gemessen, bei dem Typ 212 A (1000 OT/TC) von 26 mm. In diesem Fall muss dann auch die Kupplungswelle nicht gekürzt werden. Bei einer Bohrtiefe von ca. 20 mm kürze ich die Kupplungswellen um ca. 6 mm. Siehe Fotos von den beiden OTS-Getrieben.


    2) ZKD

    - immer eine Spesso Sport mit 1,6 mm, auch wenn der Preis 3-4 x so teuer ist wie eine spanische Ajusa. Der HP-70 verfügt schon über einen höheren Mitteldruck. Bei den 4-Kanal-Köpfen immer eine Schneidring-Dichtung verwenden, die zwar nochmal einen Hunni teurer ist, aber Verdruss erspart. Und immer neue ZK-Schrauben (Elring etc.) verwenden und mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (2 x 20 Nm = 40 Nm) und 2 x 90° Drehwinkel anziehen ! Ja, auch wenn man meint, die Schraube wird lang. Schließlich befinden wir uns über die Streckgrenze hinaus im plastischen Bereich der Schraube und erreichen dadurch sehr kleine Schraubenkraftdifferenzen. Daher diese Schrauben auch nur einmal verwenden und nie nachziehen !!! Aber das lernen deine Studenten sicher spätestens im 2. Semester ?


    Viel Spass beim Schrauben

    Gruss Klaus





  • Hallo Klaus,

    ja sehr schade, ich war leider anderweitig gebunden. Ich wäre sehr gerne gekommen, insbesondere da der e.V. so hervorragend unterwegs ist und viele interessante Mitglieder hat. Last not least hätte ich mich sehr gefreut Dich endlich mal kennenzulernen.


    Danke für Deine ausführliche Antwort. Du weißt, ich bin kein wirklich ausgewiesener Motormechaniker. Meine Schwerpunkte liegen eher im Bereich Thermodynamik, Motorsteuerung u. Abgasnachbehandlung. Ich scheue aber sicherlich vor keinerlei mechanischen Arbeiten und Fragestellungen zurück und greife insbesondere bei für mich nicht alltäglichen Themen immer gerne auf Erfahrungen der alten Hasen zurück.


    Ich habe vor geraumer Zeit mal an dem 70HP u. dem 903 vergleichend gemessen, dabei kam ich auf folgenden Werte:


    Axiale Maße an der Abtriebsseite (mm)
        Ende noch eingebaute KW rel.
    Seitenflanschfläche
    Tiefe Bohrloch KW
    903 100 GBC 26,8 27,65
    70HP A2.000 27,3 23,5
    delta   -0,5 4,15



    Ein noch vorhandenes Coupe-Getriebe habe ich mit ungekürzter Eingangswelle mal auf den noch nicht gebohrten 70HP geschoben. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dabei zu axialen Verspannungen bzw. axialem Anschlag der Welle kam. Nach allen den Vorbetrachtungen ging der Auftrag an den Bohrwerker 17mm x 20 mm. Leider ist der schon länger im Krankenstand. Anschließend war es mein Plan, die Eingangswelle ggf. bedafsgerecht zu kürzen.


    Hier noch ein Ausschnitt der Situation beim 903er aus dem WHB. Weitere 2,5 mm Richtung 30mm wären demnach schon etwas mutig.

    Bis 3mm tiefer bohren Richtung 26 mm müsste jedoch sicherlich ohne Risiko gehen.




    Schaun wir mal wie es weiter geht. Das Ganze ist für mich eher ein "nice to have" Projekt. Mein aktueller 903er mit dem neu bedüsten 32DMTR läuft eigentlich zu gut, um die Pferde wirklich wechseln zu müssen. Wenn ich mehr Dampf brauche, stehen auch noch zuviel andere Pferde im Stall :car .


    Es wird sicherlich nochmal die ein oder andere Frage hochkommen, die ich hier sicherlich gerne teilen werde.


    viele Grüße, Thomas