Überholung 70HP - Bitte um Tipps und Kommentare

  • Hallo,


    habe gerade meinen seit Jahren liegenden und auf die Verpflanzung in den 850 wartenden HP70 vermessen. Ich habe nicht die HP70 Überholungserfahrung wie einige aus diesem Forum, daher wäre ich dankbar, wenn mir die erfahrenen von Euch ein wenig mit Ratschlägen unterstützen würden.


    Der Motor hatte ca. 90000km und zeigt keine Verschleißbesonderheiten, eher in einem besseren Zustand. Die Kurbelwellenzapfen sind teilweise nah an ihrem unteren Toleranzmaß angelangt, zum Teil leicht riefig, das mittlere Hauptlager mehr mitgenommen als die beiden anderen. Kurbelwelle mus aufs erste Untermaß geschliffen werden.
    Habe ich irgendwo gelesen, das die Schmierung des mittleren Hauptlagers suboptimal ist, daher der erhöhte Verschleiß - oder irre ich mich?
    Der Block - Verschleiß im OT-Bereich der Kolbenringe 0,003-0,006, sonst um 0,02-0,03. Ovalität 0,002-0,003. Die Kolben scheinen auch in recht guter Verfassung zu sein, das Einbauspiel ist 0,1 Norm (0,15). Leider ist das Nutspiel des ersten Kolbenringes zu groß 0,15 (Ring 1,465, Nut 1,600). Wenn man neue Ringe mit ca. 1,485-1,490 einbaut, habe ich immer noch ein Nutspiel der Ringe von ca. 0,11, was laut Handbuch (max. 0,072) zu viel ist.
    Was ich nicht gut beurteilen/messen kann ist das Kolbenbolzenspiel im Pleuel/Bolzen. Das Kippspiel an der gegenüber liegenden Seite des Pleuel beträgt ca. 0,8-1mm, wenn der Bolzen im Schraubstock eingespannt ist. Welchen normalen Verschleiß kann man hier bei der Kilometerleistung erwarten - kann man die Kolbenbolzenlagerung weiter verwenden?
    Dieser Block muß wohl auf 0,4 Übermaß gebohrt werden (und neue Kolben). Habe aber noch einen guten, neu gehont mit originalmaß, wo ich gerne die Kolben von diesem Motor verwenden möchte, wenn es nur nicht das Nutspiel geben würde.
    Ich werde neue Stösselbecher und Nockenwelle einbauen.



    Fragen:
    macht es Sinn die Kurbelwelle nitrieren zu lassen? Die HP70 KW ist eine geschmiedete Stahlwelle (richtig?). Gibt es Unterschiede bezüglich Nitrieren von Guss/Stahlwellen?


    Gibt es irgendwelche konstruktiven Verbesserungen (gutes Öl vorausgesetzt), um das Schmieren des mittleren Hauptlagers zu verbessern?


    Ich habe mich hier früher belehren lassen, dass Stösselbecher ballig sein müssen, damit sie sich drehen und nicht einseitig verschleissen. Sie sind dazu noch aussermittig zur Nockenachse poisitioniert, daher drehen sie sich. Was mich aber stutzig macht - ich habe hier mittlerweile 2 neue Sätze Stösselbecher von verschiedenen (namhaften) Lieferanten und die alten von einem HP70 sowie 2 850ern - keine Spur von Balligkeit! sind zwar mehr oder weniger verschlissen, sind oder waren aber offensichtlich nicht ballig. Waren die Originalstössel des HP70 wirklich ballig, oder ist es eine nicht serienmäßige Verbesserung, die sehr empfehlenswert ist, war aber eben nicht serienmäßig? Weiß jemand mehr, um mich aufzuklären?


    Kann man bei einer Leistung von ca. 90000km und sonst keinen exzessiven Verschleißerscheinungen die Kolbenbolzenlagerung/Buchse im Pleuel belassen (Neue Kolben und Kolbenbolzen)?Wie gesagt, das Kippspiel an der gegenüber liegenden Seite des Pleuel beträgt ca. 0,8-1mm, wenn der Bolzen im Schraubstock eingespannt ist.


    Gibt es evtl. höhere Kolbenringe, um ein korrektes Nutspiel wieder hinzukriegen (mir ist es Schade um die relativ guten geschmiedeten Originalkoben)?


    Welche spezifischen Besonderheiten soll man sonst bei der Überholung von diesem Motor beachten?


    Ich bin dankbar für jeden Hinweiß aus eurem Erfahrungsschatz.


    Im voraus Großen Dank, Gruß



    Peter