Hier bin ich, gestern abend direkt aus Milano gekommen, 830 km an einem Tag, mir brummt der Schädel, und dem Fiorino sicher auch. Aber ich wollte unbedingt diesen einen Tag und zwei Nächte zu Hause haben, bevor ich morgen ja schon weiter fahre an die Nordsee....
Danke fürs Sorgen machen, Hannes, und ich dachte schon, ich nerve mit all meinen Fragen
Ich hätte mich auch gern früher mal gemeldet, aber ich war am Arsch der Welt, ohne Internet, keine Chance. Ich hatte Glück mit der Gegend, wo das Auto steht, die Toskana ist einfach verdammt schön, und wenn man sich aus den bekannteren Städten fern hält, kann man glatt vergessen, dass alles voller Touristen ist. Und auf Sardinien sind eh nur Italiener. Sehr scheiße allerdings, die Sprache nicht zu können, die Italiener waren sehr kontaktfreudig, aber Englisch konnten sie eher nicht. Unfassbar freundliche und hilfsbereite Menschen habe ich getroffen, und überhaupt, die Stimmung dort gefiel mir, auch wenn ich mir oft vorkam wie ein Vollfreak, riesengroß im Vergleich zu denen, allein und auf der Suche nach bzw. unterwegs mit einem uralten Fiorino...
Apropos, es gibt auch in (Nord-)Italien keine Fiorinos mehr, meiner und der, den ich besichtigt habe, waren die einzigen, die ich gesehen habe. Es fahren noch recht viele Pandas rum und zwei 126er Fiats gab's auf Sardinien, aber abgesehen davon haben sich die Italiener anscheinend, genau wie die Deutschen, durch Abwrackprämien korrumpieren lassen. Auf dem Campingplatz in Sardinien war mein Fiorino eine richtige Sehenswürdigkeit, das war ganz lustig. Das ganze hat mich darin bestärkt, mir noch einen zuzulegen, um die Art zu erhalten, allerdings habe ich meine Zweifel in Bezug auf das Auto, das ich mir angesehen habe.
Der Besitzer ist KFZ-Mechaniker und hat richtig viel gemacht an dem Auto, also technisch war er gut. Erst 2 Besitzer und angeblich nur 65.000 km, neue Reifen, Stoßdämpfer, Auspuff, Bremsen, Kühlschläuche, Benzinleitungen etc. Er hat ihn auch lackieren lassen, das ist nicht perfekt geworden, aber wäre für mich an sich ok, ich will das Auto ja fahren, dann muss ich mich nicht so aufregen, wenn was dran kommt. Allerdings kam in der Regenrinne über der Fahrertür Rost durch den neuen Lack, und da bin ich dann sehr misstrauisch geworden, was die noch alles überlackiert und überspachtelt haben. Ich habe per Magnet keine gespachtelten Stellen gefunden, aber trotzdem... Ich habe zum ersten Mal begriffen, warum immer alle Autos mit Originallackierung haben wollen: Man sieht einfach mehr. Vorn hinterm Sicherungskasten war auch Rost, am Schweller unten auch ein bisschen... Also mein erster Reflex war: Nicht für den Preis. Er hat ihn als perfekt restauriert eingestellt, und wenn er das gewesen wäre, hätte ich die 4000 gern bezahlt. Aber so ist er für mein Gefühl vielleicht 2500 wert. Jetzt überlege ich, wie ich das dem Besitzer nahebringe. Das Auto ist halt super selten, und das weiß der Mann auch.
Von den Umständen für den Kauf her war alles ideal: Mein Gastgeber dort mag auch Autos und hatte sehr viel Verständnis speziell für die Liebe zu eher schrulligen Fahrzeugen wie den Fiorino. Er war bei der Besichtigung dabei und hat meine Millionen Fragen übersetzt, ein Glück, und er würde das Auto auch bei sich aufbewahren, bis es abgeholt wird. Der Besitzer würde ihn dorthin bringen und ihn abmelden. Es herrschte dort überhaupt kein Zweifel daran, dass man den Wagen in Italien zum Export abmelden kann wie früher, ich habe 1000 Mal das neue Gesetz von letztem Jahr zitiert, aber die haben nur abgewunken. Mein Gastgeber meinte, er hätte das erst vor einem halben Jahr noch gemacht, als er ein Motorrad exportiert hat. Die behalten dann die Papiere und schicken sie nach ein paar Wochen nach Deutschland zum neuen Besitzer. Nachfragen konnten wir nicht, denn das ACI-Büro hatte Sommerferien, im August liegt in Italien alles brach bis auf den Tourismus.
So, langer Text, aber war ja auch ne lange Reise. Bin begeistert von meinem blauen Fiorino, der ohne zu Murren all die Kilometer gefahren ist und nach dem Wolkenbruch gestern hier bei Ankunft wieder aussieht wie eh und je. Einziges Problem war immer wieder die Elektrik, auf dem Hinweg haben die Blinker verrückt gespielt, aber in Italien blinkt ja eh keiner. Auf dem Rückweg sind mir dann immer wieder die Rückleuchten und Bremslichter ausgefallen, laut Telefonberater ein Masseproblem. Habe an den Steckern gewackelt und alles eingesprüht, so ging's dann. Ich habe allerdings noch nie so viel in die Rückspiegel gesehen wie auf der Reise, beim Fiorino sieht man die Rückleuchten ja zum Glück. Wie lange kann man so ein Auto wohl fahren, frage ich mich. Gibt ja eigentlich keinen Grund, damit aufzuhören.
Liebe Grüße
Kerstin