Liebe ITALO-YOUNGTIMER,
der 50. Oldtimer-GP am Nürburgring ist nun auch schon wieder Geschichte. Viel ist darüber geschrieben worden, mit viel Licht von der Printpresse, aber mit zu wenig Schatten aus Sicht eines Teilnehmers.
Unsere Erwartungen an den 50. OGP am Nürburgring waren hoch gesteckt gewesen, denn wann feiert der deutsche Historische Motorsport schon ein solches Event ? Also haben wir uns mit drei 1000er ABARTH-Rennsemmeln (ABARTH TRIO INFERNAL) für eine Teilnahme am 65 Minuten Rennen der HTGT (R9) entschieden, das für Tourenwagen und GT nach Anhang K bis Baujahr 1981 und TW Gruppe A bis 85, ausgeschrieben war. Das Nenngeld entsprach mit 1090.- EUR dem sogen. Nimbus dieser Veranstaltung. Eingeschlossen im Nenngeld waren Fahrzeugunterbringung in Zelten, 3 Tage Verpflegung für 2 Personen im Festzelt (Mo,Mi,Ab), OGP-Rennpullover, div. Kleinzeug und Karten (4) für das Team. Letztere waren bei Freunden umso mehr begehrt, da doch eine Eintrittskarte für den Samstag stolze 69.- EUR an der Tageskasse gekostet hat ! Freitag.- und Samstagskarten waren billiger, aber dafür gab es auch weniger zu sehen, dazu später mehr.
Wir sind bereits am Donnerstag angereist, um die administrativen Aufgaben erledigen zu können. Am "Scharfen Kopf" bekamen wir gegen Vorlage unserer Nennbestätigung die Zugangskarten (6), zwei Durchfahrtsscheine für WOMO/PKW und div. Armbänder. Mit einem Kaffee oder Gläschen Sekt begrüßte uns das dortige Orga-Team zum Prost und Wohl auf 50 Jahre OGP. Der überreichte Fahrerlagerplan klärte uns über die Lage des FHR-HTGT Fahrzeugzelt Nr. 2 auf. Dort angekommen, begrüßten uns die freundlichen Helfer vom MSC-Münster und wiesen uns zur (noch) freien Auswahl einen prime-place für uns drei Strategen am Zaun, mit Bick auf den Hatzenbachbogen, freizügig an. Der Anhänger-Hol.- und Bringdienst nahm Jürgens Trailer an den Haken. Mein geschlossener Anhänger blieb bei mir am Zughaken, weil der zur Übernachtung von Helfern und als Vorratslager eingeplant war. Im direkt gegenüberliegenden Zelt konnten wir unsere Rennsemmeln unterstellen und div. Material (u.a. Regenreifenräder u.v.m.) positionieren.
Die Papierabnahme erfolgte im Büro der FHR, wo wir auch die Start-Nrn. und div. Aufkleber vom Veranstalter bekamen, mit denen unsere Renner bepflastert werden mussten. Gesagt, getan, ging es danach ab zur Technischen Abnahme, die nach Vorlage des HTP, Helm und div. Fahrerbekleidungsgegenstände schnell abgehakt werden konnte. Man kennt sich ja lange genug. Da wir hierzu das gesamte Fahrerlager von Süd nach Nord durchqueren mussten, machten wir uns schon Gedanken wegen der erkennbar nicht besetzten Fahrerlagerflächen, die sich auch in den nächsten Tagen nicht grundlegend verändert haben. Auffällig war an der main-road die Häufung von Verkaufszelten für Sachen (exclusive Lederjacken, Hüte, Uhren, Süsskonfekt, etc.) die kein Teilnehmer braucht. Gottseidank gab es noch das Industrielager, dass die Fahrer mit Gummi, Gurt und Kerzen im Bedarfsfall versorgen konnte. Darauf genehmigten wir uns ein kräftiges Feierabendbier mit Fleischzöpfen auf dem Grill, für das unser "TCR-Jägermeister-Team" aus Mittelfranken den Nachschub lieferte. Bei einem traumhaft schönen Sonnenuntergang schauten wird dem kommenden Freitag entgegen, der schon direkt mit dem Q1 beginnen sollte, weil es ja kein Freies Training mehr gibt, wie es früher üblich gewesen war. Frei nach der Maxime, wir werden nicht (oder nur unwesentlich) teurer, aber dafür fahrt ihr halt weniger !
Ja, da war ja auch noch die Fahrerbesprechung am Freitagmorgen um 9.00 Uhr durch den Rennleiter Alfred Schmitz, der in seiner gekonnt leichten rheinischen Art in die noch dicken Schädel der Fahrer eindringen musste. Da machte es auch nichts, dass in seiner power-point Präsentation ältere Bilder auftauchten, die als überholt gelten dürfen. Sein Spruch, "dat kennt ihr doch alles, und fahrt mir beim Start ja alle durch die aufjemalten Startboxen, sonst jibbet et Strafzeiten". Dazu sollte es beim Rennen noch für einige Teams kommen, weil diese ihre Uhren nicht auf 65 Minuten Renndauer (siehe Bulletin 1/2023) gestellt hatten und somit das Zeitfenster für den Boxenstop (25. - 35. Minute) verpeilten, wofür es final 2 Runden Abzug gab. Einen pit-walk sollte es vor dem Rennen auch nicht geben (wer wollte auch schon am Samstagmorgen um 8.30 Uhr auf dem grid rumlaufen ?), weil dem LKA Infos vorgelegen haben, dass sich Zeitgenossen mit Sekundenkleber auf den Weg in die Eifel gemacht haben sollen. Also war nach Aufstellung der 57 Renner im Vorstartbereich eine green-lap hinter dem pace-car angesagt und dann bei grün Feuer frei. Für die Verklebten wäre das lebensgefährlich gewesen.
Das bei bestem Wetter, mit viel Sonnenschein und trockener Strecke absolvierte Qualifying verlief für die ABARTH-Fraktion nicht ganz problemlos. An Jürgens 1000 OTS stellte sich in der 4. Runde ein plötzlicher Leistungsverlust ein, der ihn zum Abbruch zwang. Die spätere Schadensaufnahme ergab einen Ventilfederbruch, der gottseidank keinen weiteren Schaden verursacht hat (normalerweise tritt ein Motor-Exitus ein, wenn das Ventil durchfällt). Das Team Feyl/Männl auf dem TCR kämpfte mit der viel zu kurzen Q-Zeit von nur 30 Minuten, die keinen von den beiden so richtig in den Rhythmus kommen ließ. Bei mir verweigerte der 2. und 3. Gang, die in einer Schaltgasse liegen, widerspenstig das Einlegen, womit nur mit 4 und 5 aus den Ecken heraus kein Staat zu machen gewesen war. Die Q-Ergebnisse blieben also hinter den Erwartungen zurück. Von den für das Rennen zugelassenen 57 Startern qualifizierten wir uns wie folgt: 41. Platz Feyl 1000 TCR, 50. Platz Kleber 1000 TC Corsa, 51. Platz Schürgers 1000 OTS. Es konnte also nur besser werden. Für Jürgen Schürgers war die Messe ja gesungen, es konnten kein Ersatz für die gebrochenen Ventilfedern aufgetrieben werden (läuft inzwischen wieder). Bei meiner Schaltung ließen sich die Schaltgassen neu bestimmen und alle Gänge flutschen wieder an ihre vorbestimmten Plätze im Getriebe. Unsere Mittelfranken arbeiteten derweil fleißig am Abbau ihres Biervorrates.
In der Nacht zum Samstag gingen kräftige Regenfälle über die Eifel nieder, die auch die GP-Strecke nicht verschonten. Die Blicke auf das Regenradar ließen nichts Gutes hoffen. Der Start.- und der Zielzeitpunkt waren eingehüllt in dunkle Regenwolken, was die Entscheidung doch auf Regenreifen zu setzen nachhaltig befeuerte. Somit kamen die bereitliegenden Felgen mit den Pirelli P7 Corsa Wet W7, 165-65/13, endlich wieder zum Einsatz. Es war genau die richtige Entscheidung gewesen, denn zum Startzeitpunkt öffnet der Himmel seine Pforten für ein grausiges Eifelwetter.
Es kam wie es kommen musste, direkt nach dem Start, beim Abbremsen in der ersten Kurve, versenkte ein Belgier seinen Ford Mustang tief im Kies und blieb dort stecken. Sofort kam FCY (full cours yellow), was bedeutete, Überholverbot, Tempo 60 und Abstände einhalten. Das ging so über drei Runden, dann konnte wieder richtig Gas gegeben werden. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die Sache für mich positiv, mit dem Ergebnis, dass ich in jeder Runde mindestens einen der dicken Buden vor mir überholen konnte. Mein Kasten hatte jede Menge Grip, und später bremsen als alle anderen konnte ich mit dem Leichtgewicht (630 kg vollgetankt) sowieso. Vor dem Boxenstopp hatte ich einen BMW 02 vor mir, an dem ich nicht vorbeikam. Gleichzeitig mit ihm fuhr ich in die Boxenstraße, um dort meine 2-minüige Durchlaufzeit ohne Nachtanken abzusitzen, weil ich alleine das Rennen bestritt. Beim BMW erfolgte dagegen ein Fahrerwechsel. Wir fuhren beide zur gleichen Zeit wieder raus auf die Strecke, aber bis der neue Fahrer im Rhythmus war und ein Gefühl für die nasse Strecke bekommen hatte, war ich in der Ford-Kurve an ihm vorbei gewesen und habe ihn nie mehr gesehen. Den sich vor mir abspielenden Zweikampf zwischen dem Steinmetz Opel Commodore und einem Lotus Elan konnte ich für mich nutzen. Ich setze mich ausgangs der Mercedes-Arena zwischen die beiden Kontrahenten und beschleunigte mit denen gleichauf. Nur, da wo die beiden bereits in die Eisen gingen, stand ich noch voll auf dem rechten Pedal. Die Ford-Kurve war auch hier wieder mein Überholpunkt gewesen. Das Spielchen mit den ungleich stärkeren Kontrahenten setzte sich munter fort, auch weil der Regen am Ende noch einmal an Stärke zugenommen hatte. Wenn ich auf der Start-Ziel-Geraden z.B. von dem Porsche 910 mit seinem infernalisch lauten Auspuff überholt wurde, habe ich in meinem Kasten die eigenen auch nicht leisen Motorgeräusche nicht mehr gehört und irritiert auf die DZM-Nadel geschaut, die immer noch bei 8.000 n/min pendelte. Als ich nach 25 Runden mit 1:07:53 h im Ziel abgewunken worden bin, hatte ich mich von meinem Startplatz 50 bis auf den 23. Gesamtrang vorkämpfen können und war Klassensieger geworden ! Kein anderes Fahrzeug hat soviel Plätze gutmachen können ! Michel Feyl hatte in seiner letzten Runde noch Pech gehabt. Ihm war an seinem 1000 TCR der Gaszug aus der Kugelpfanne gesprungen. Trotz Reparatur an der Strecke langte es dann mit 1:08:22 nur für 23 Runden und Platz drei in unserer Klasse bis 1300 ccm, denn auf Platz 2 kam Bethke auf Mini Cooper S in 1:07:28 mit 24 Runden. Alle hatten glückliche Gesichter gehabt, denn das Rennen war trotz widriger Wetterverhältnisse insgesamt unfallfrei abgelaufen.
Angekommen in unserem HTGT-Zelt am südlichen Ende des Fahrerlagers, das als parc -fermez galt, haben wir wegen fehlender Durchsagen nicht mitbekommen, dass die Siegerehrung für das Rennen 9 bereits kurz danach vom Veranstalter, AvD-Oldtimer-Grand-Prix-GmbH, am nördlichen Ende draußen vor dem Zeitnahmeturm stattgefunden hatte. Bevor wir alle durch das komplette Fahrerlager dorthin durchgepillert waren, war dort bereits die Messe gelesen worden. Schade eigentlich, weil keine Fotos von der Siegerehrung existieren. Der Veranstalter übergab uns dann seine Pokale in einer Box und drückte jedem als Trostpflaster noch eine Flasche Sekt unter den Arm, das war´s dann.
Da wir jetzt mit allem durch waren, hatten wir nun Zeit genug, uns den 50. OGP näher anzusehen und einen Streifzug durch das Fahrerlager zu machen. Auffallend war die große Packungsdichte im Zelt der Historischen Formel 3 gewesen, wo sich die Kollegen in drangvoller Enge gegenseitig auf den Füßen gestanden haben ! Wenige Meter weiter war eine freie Fläche gewesen. Warum wurde diese nicht genutzt ? Die paar Maseratis hätte man auch woanders platzieren können. Vor den Boxen die übliche Parade der neuesten (40) Sattelzugmaschinen, wie auf der IAA Transportation in Hannover. Kann man diese nicht außerhalb abstellen ? Das Festzelt auf dem Hubschrauberlandeplatz sah verloren aus. Außer einer Hüpfburg keine weiteren Animationen. Im Zelt fehlte eigentlich eine große Multimediawand, über die man die Besucher über das Geschehen draußen hätte informieren konnte - oder in den rennfreien Zeiten, Filme aus früheren OGP-Zeiten hätte zeigen können. Die Leistungen des Caterers waren völlig OK gewesen. Wer kein weißes Zugangsbändchen trug, mußte sich draußen für eine Currywurst Pommes rot-weiss (12,50 EUR) anstellen. Im Fahrerlager Infield waren ein Biergarten und Cafe aufgebaut, die allerdings wegen der 5-Sterne-Preise dem gemeinen Besucher einen Schluckauf bereiteten. Den Kaffee haben wir uns dann im Zelt der Motor-Klassik geholt, in den bekannt styligen und kippfreudigen Kaffeebechern. Die Mercedes-Arena war den Ferrari.- und Porsche-Clubs reserviert worden, weshalb die Akteure auf der Strecke den schrecklichen Haken fahren mussten. Den Weg ins Alte Fahrerlager haben wir auch gemacht, uns aber eigentlich schenken können, Die nur knapp 40 Vorkriegs Fahrzeuge ließen das Areal etwas ärmlich aussehen. Früher waren deutlich mehr Oldies in den alten Boxen gewesen.
Was fehlte von den Großen, den sonst hier vertretenen Serien ? Das magere Feld der CanAm & Sportscars, aufgefüllt mit Gruppe C-Boliden, war mit 15 Rennern eher mager bestückt. Auch die Historische Formel 1 (Masters) und das Museumsgold der deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes, Porsche u.a. (dafür muss man zur Solitude) fehlten hier. Das einstündige Samstag-Abend-Rennen der 2-sitzigen Rennwagen und GT bis ´65 war in der (Götter)Dämmerung sehenswert gewesen und hat auch viele Zuschauer bis zum Schluss (21:50) auf den Tribünen gehalten, wo dann in der Auslaufrunde auch hunderte Handylichter aufblitzten (früher Feuerzeuge), die dann von dem bombastischen Feuerwerk, abgeschossen aus dem Hatzenbachbogen, abgelöst worden sind. Es wurde in der Nacht bei vielen Teams noch kräftig gefeiert, weil die meisten ja schon "durch" waren.
Der Sonntag hatte nur noch schlappe 9 Rennen auf dem Programm gehabt, wofür der geneigte Besucher 45.- EUR berappen musste, und bekam dafür auch nur ein drittelvolles Fahrerlager zu sehen, weil viele Teams die schon durch waren, die Heimreise angetreten hatten. Bei uns im Zelt 2 der FHR - HTGT standen nur noch 4 von ursprünglich 56 Fahrzeugen. Das hatte den charmanten Vorteil, dass mein 1000 TC dann zum meistfotografierten Objekt geworden ist. Den elektrifizierten Porsche 911 (G-Modell) der sich dort reingeschlichen hatte, wurde von den Zeitgenossen nicht ernsthaft wahrgenommen. Der Freitag für 35.- EUR Eintritt wäre mit dem proppenvollen Fahrerlager die bessere Option gewesen - oder gleich das Wochenende-Ticket für 89.- EUR, plus 10.- EUR Parkplatz.
Fazit, der 50. OGP am Nürburgring war nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen. Das können andere Veranstalter, z.B. Peter-Auto mit der Spa-Classic, deutlich besser auf die Beine (Räder) stellen. Unsere Teilnahme im nächsten Jahr vom 9.-11. August 2024 ist sehr fraglich. Da muss noch viel passieren.
Das war es für euch aus dem OGP-Dschungel
Gruss von Jürgen, 2x Michael, Klaus und meiner lieben Jutta, die uns wieder hervorragend versorgt hat.
IMG-20230812-WA0002.jpgAnkunft am Donnerstag mit Abstecken des Claims am Hatzenbachbogen, tolle Aussicht
IMG_5686.JPGMittelfranken lässt grüßen, sie verkaufen ihre Betten und schlafen auf Stroh
IMG_5687.JPGdiese Flüssigkeiten teilen sich der TCR und die Michas, ganz alleine
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Technische Abnahme am Donnerstag
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Technische Abnahme, wird alles OK sein ?
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ABARTH-TRIO-INFERNAL
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PARKING ONLY ABARTH
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auch ein schöner Rücken kann entzücken
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Vorstartaufstellung zum Qualifying am Freitag
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Q1 Vorstartaufstellung der Rennsemmeln am Freitag bei Kaiserwetter
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