850TC abarth frage

  • Hallo mitteinander,
    ich hätte da eine ganz spezielle frage! Ich bin die tage über einen Fiat 850 TC gestolpert zu einem Preis von 32000.-Eur. Dieser 850 TC ist im 1968 bei der Firma Abarth in To umgebaut worden, mittels der Casetta transformazione die es damals ja gab. Wie heute Wenn Du einen Punto Abarth hast und kannst den ab werk mit dem ss Kit upgraden! Es ist alles Dokumentiert und belegbar mit Quittungen von Damals. Doch der Fiat 600 hat keine zusätzliche Abarth Fahrgestellnummer, ist glaube ich normal wenn es ein derivazione ist. Die ab Werk gekommenen 850TC hatten ja eine Abarth Fahrgestellnummer.
    Jetzt die Frage, ist ja ansichtssache, ist der Preis gerechtfertigt? da ein Originaler um die 50000.-Eur kostet
    Für mich ist das kein richtiger Abarth, ohne die zusätzlich Fgst. nummer!
    Wobei Der Derivazione im 1968 alles eingetragen bekommen hat und steht auch so in dem Fahrzeugschein 52PS, vorne Scheibenbremsen....
    Es stellt sich nämlich die Frage, um so ein Fahrzeug hier in der Schweiz zuzulassen, brauch igh genau so einen ein derivazinone oder Original. Die ganzen Replicas bringt man hier in der Schweiz nicht durch den Tüv, auch wenn das in Deutschland mit H kennzeichen bewegt wird, keine Chance!
    Da die Umbauten zu neu sind!

  • für solche Abarth-Werksumbauten ist m.E. wesentlich entscheidend, das der Fahrzeugbrief mit der Eintragung der Zulassungsstelle in Turin dabei ist...


    Ansonsten kommt es natürlich drauf an, das die Komponenten wirklich originale Abarth-Teile sind.


    Bei Fahrzeugen in dieser Preiskategorie kann man sich nicht mal mehr sicher sein, ob die Abarth-Fahrgestellnummer echt ist :(
    Ein mir bekannter Restaurateur sagte mir, dass er genau aus diesem Grund am liebsten nur Sonderkarosserien in der Werkstatt hat.
    Bei den 500er-Derivaten weiß ich zum Beispiel von einem Fahrzeug, das es zweimal gibt. Absolut identische Fiat- und Abarth-Fahrgestellnummern...

    Suche originale ABARTH-Teile für Fiat 500 und 600. Speziell für 595 und derivazione 750
    Ich freue mich über Angebote oder Hinweise! ^^

  • Das war früher z.B. bei Lotus auch der Fall. Um Steuern zu sparen hat Chapman die US Exporte teilweise mit bereits vergebenen Fahrgestellnummern ausgeliefert. Niemand konnte sich damals so eine vernetzte Welt vorstellen, wie sie heute ist. Man dachte die US Karren tauchen eh nie wieder in Europa auf. Tja die Welt ist klein geworden....

  • Hallo Pierino,
    so richtig hat keiner Deine Fragen beantwortet zu dem ABARTH-Fahrzeug, über das Du gestolpert bist.
    Es wird vermutlich ein Fiat Abarth 850 TC Berlina Stradale sein, wenn nur 52 PS für den 846 ccm eingetragen worden sind, denn die Corsa-Version hatte da schon 76 PS gehabt !
    Man muss bei solchen Angeboten immer genau prüfen, was diesen Derivaten so alles verbaut worden ist. Das komplette Programm ? Bei der Fa. Abarth & Co. war alles möglich und lieferbar gewesen.
    Fängt man beim 68-er Modell ganz vorne an, stellt sich die Frage nach der Kühlerkombination für den Wasser.- und Ölkreislauf, in Verbindung mit einem Lüftermotor hinter dem Wasserkühler und der Verrohrung unter dem Fahrzeugboden ? Die GFK-Frontverkleidung sollte seitlich sauber an den dezent nach außen gebördelten Kotflügelverbreiterungen passen, unter den sich 5,5"x13" Campagnolos wohl fühlen sollen. Das Frontblech ziert eine flache Chromniere mit 8 Rasterfeldern (Repliken haben 7), Abarth-Embleme und dünnen Zierleisten. Die Vorderachse wird geführt von einer Blattfeder, deren Endaugen nach oben gedreht sind. Ein Panhardstab kann, muss aber nicht, die VA gegen Querverschub stützen. Der Einkreis-HBZ hat einen größeren Durchmesser als die Fiat-Serie, weil ja an der VA jetzt 6 Kolben der Girling-Bremszangen (Fiat 1500) betätigt werden müssen. Die Abarth-Achschenkel haben einen Achsstummelversatz von 25 mm nach oben (wegen der Tieferlegung) und gesteckte und verschraubte Lenkhebel. Das Nabengehäuse ist größer in der Tiefe für die größere Schüsselung der Bremsscheiben. Bis hier ist schon alles sehr speziell und teuer. Im Innenraum ziert der große Instrumententräger das dashbord, in dessen Mitte ein 100 mm Jaeger-Drehzahlmesser bis 8.000n ruht, der natürlich mittels einer mechanischen Welle vom Motor her angetrieben wird. Links von dem zentralen Uhrwerk befindet sich das 3-fach Instrument für Tankanzeige, Wassertemperatur und die mechanische Oeldruckanzeige, welche mittels einer Kapillarleitung vom Motor her druckmäßig beaufschlagt wird. Der rechtsseitig liegende Tachometer, mit Tages-KM-Anzeige, hat eine Skala bis 180 km. In der Mitte des Armaturenbleches trohnt über der Aussparung für den Aschenbecher, in einem separatem Gehäuse, die Oeltemperturanzeige. Das spartanische Abarth-Gestühl für die Vordersitze war optional gewesen. Fest im Griff hatte der Pilot das lederumsäumte, dreispeichige MOMO-Lenkrad, in dessen Mitte der Hupenknopf mit dem ABARTH-Wappen in chequered flag ruhte. Soweit der Innenraum, wo eine Corsa-Version noch weitere Gimmicks besaß, wie z.B. die rechte Kniestütze über dem Mitteltunnel und die linke Beinstütze in der Türe. Kommen wir zum Motorraum, dessen Abteil mit italienischen und deutschem Ingenieurwissen vollgestopft war. Der 850-er Motorblock, Typ 201, in dessen Kurbelgehäuse eine geschmiedete und feingewuchtete Abarth-Welle rotierte, war gekrönt mit einem bearbeiteten Zylinderkopf, der wiederum mit einem Weber 36DCD7 beatmet wurde, der auf einem kühlwasserdurchfluteten, weil hohlgegossen, Ansaugkollektor ruhte. Der Ölkreislauf und die Filterung des Motoroels erfolgte nicht durch den profanen Fiat-Oelschleuderfilter am hohlen, vorderen KW-Stummel, nein, hier verschaffte man sich durch Öffnung eines seitlichen Oelkanals im Motorblock mittels Schläuchen Zugang zu einem höchst komplizierten Oelfilter und Druckregelungsverteilergehäuse (natürlich aus Magnesium), das auch vergleichsweise in einem Lancia seine Arbeit verrichtete und an der rechten Motorraumseitenwand befestigt war. Der Rückfluss des Motoroeles erfolgte direkt in die 5 Liter fassende Oelwanne, oder auch optional in eine 2-teilige, 7 Liter fassende Oelwanne aus Magnesium. Die Kraft des Motors wurde über eine 160-er Haussermann-Kupplung an das Getriebe übertragen, in dessen Gehäuse 4 oder 5 Gänge werkelten. Gegen durchdrehende Räder bei Kurvenfahrt gab es eine Differentialsperre, die die Antriebskräfte über kardangelenkbestückte Antriebwellen an die Hinterräder abgab. Für weitere Traktionsverbesserung sorgten an VA und HA Stabilisatoren, die mittels verstellbarer Koppelstangen und Uniballs an deren Enden, individuell eingestellt - oder bei Nässe, ausgehangen werden konnten. An der Hinterachsbremse gab es optional auch eine 2-Kolben-Girling-Scheibenbremsanlage, die dem des damaligen Lotus-Elan sehr ähnlich sah, und auch so teuer mit dessen filigraner Handbremseinrichtung war. Zum Schluss kommt das Beste, die Abarth-Auspuffanlage. Der 4-2 Krümmer wurde durch das linke Auspuffschutzblech geführt, das zumeist von vielen ABARTH-Protagonisten herausgeschnitten worden ist. Warum wohl, weil die Firma Abarth nur dort ihre 4-stellige "No Abarth" eingeschlagen hat, die für frühe 850TC mit ca. No. 2900 begann und bei späten Modellen mit ca. No. 4610 endete, was nicht heißen muss, dass über 1700 Fahrzeuge vom 850TC gebaut worden sind. Für den 1000TC gilt das gleiche. Auch bei diesem Typ ist die "No. Abarth" in das Auspuffschutzblech geschlagen worden, die bei frühen Modellen mit ca. 1200 und bei späten Modellen ca. 1800 endete. Nur bei den originalen Werks-TCR war die 4-stellige No. Abarth (1760 - 1791) in die linke Seitenwand eingeschlagen worden, weil bei TCR das Auspuffschutzblech werksseitig entfernt worden war, wegen des Verlaufes des 2-flutigen Fächerkrümmers und dessen Megaphon-Schalldämpfers, der auch wirklich mega-laut ist und ein ganz interessantes, doppelschaliges Innenleben aufweist. Der 850TC entließ seine Motorabgase durch den Schalldämpfer ABA-Nr. 1142 und den verchromten Endrohre ins Freie. Lasst euch also nicht verarschen


    So, wenn man diese o.g. Punkte erst einmal an einem "ABARTH" abgearbeitet hat, und sich die heutigen Preise für solche "originale" Um.- und Einbauten aufaddiert hat, in Verbindung mit einer wirklich guten Fiat 600D Karosserie (kein SEAT 600E oder Zastava 850 !!!!), der auch optisch kein Kirmesauto ist, periodentypische Campagnolo-Felgen in den Radhäusern stehen hat (und nicht Cromodora CD30 o.ä.), wird man keinen echten - oder auch Derivazione Abarth 850TC, für 32.000 EUR bekommen können. Das geht einfach nicht !!! Für diesen Preis kann es nur Fakes geben, die mit z.B. Fiat 850 Coupe-Spider Vorderachs.- und Bremsenteilen, mit elektronischen Instrumenten, Bacci-Sportgetriebe, A112-A1 oder A2-Motor, die inzwischen beide von der FIA nachhomologiert worden sind (A2 am 01.04.2017 mit Büchsen auf 982 ccm) u.s.w., und was die bekannten Kataloge heute noch so alles hergeben, zusammengeschraubt worden sind. Aber jeden Morgen steht wieder einer auf.


    Die Prüfer-Kollegen in den grauen und grünen Kitteln, die als AAP zwar hoheitliche Aufgaben übernehmen, aber keine Beamte sind, sind bei der Erstellung eines GA für die Zulassung nach §21 STVZO oder zur Erlangung des H-Kennzeichens, mit der Gnade der späten Geburt gesegnet, und übernehmen fast alles was sauber gebaut vorgeführt wird und mit einem ABARTH-Logo behaftet ist. Sie wissen es einfach nicht besser.


    Ich hoffe, dass ich nicht zuviel vergessen habe von dem was sonst noch so verbaut worden ist - oder heute verbaut wird. Dann wird es nämlich kompliziert.
    Mit freundlichen Grüßen aus dem Ölsumpf
    ABARTH-Klaus


    * Besucht unseren ABARTH-Messestand auf der Retro Classics Cologne, in der Messe Koeln, vom 24.-26.11.2017.

  • Klaus ist ein Abarth-Lexikon in Persona Natura.... alle Achtung für so vieles zusammen getragenes Wissen...Und so aus dem Kuli heraus !!! Er hat mal mit einer 128-3p, Blau-Metallic wenn ich mich nicht irre, auf Zolder einen Hóllenfahrt vorgezeigt, von dem ich heute noch gute Laune habe... Leider ging er kaputt.... War auf Zolder, in den 90-ern....

  • @Abarth Coppa Mille
    Klaus, hast Du vergleichbar detaillierte Infos auch zu den Fiat600derivazioneABARTH750? Das wäre nämlich mein Projekt.
    Wobei ich keine Replik oder Fälschung bauen will, sondern mein Fahrzeug einfach nur so umbauen will, wie man es damals, um 1960 ach getan hat oder haben könnte...
    ...mit möglichst originalen Abarth-Teilen (daran habe ich halt Spaß)

    Suche originale ABARTH-Teile für Fiat 500 und 600. Speziell für 595 und derivazione 750
    Ich freue mich über Angebote oder Hinweise! ^^