Ventilspiel, 127 er

  • Hallo und guten Tag

    Möchte gerne , zum ersten Mal, das Ventilspiel an meinem 127er, 0,9 , 45 Ps, kontrollieren und

    stelle die höchstwahrscheinlich blöde Frage, ? welches sind bitte die Einlass- und welches die Auslassventile? Vermute mal das 2. von unten (Foto) ist ein Auslassventil denn gegenüber befindet sich ein Auslasskanal, aber die übrigen…? Vielleicht kann jmd von unten nach oben zuordnen.

    Dankeeeee und Grüße

    Alexander

  • Darf ich meinen Senf dazu geben?


    Diese Motoren neigen dazu, dass sich die Kipphebel an der Auflagestelle des Ventilschaftendes einschlagen.

    Deshalb sollte man darauf achten, das dies nicht in großem Maße bereits geschehen ist.

    Wenn man dies nicht beachtet und eine Fühlerlehre durchzieht, ist das reale Ventilspiel erheblich größer als das gemessene Spiell!

    Man kann die Auflage ggf. beim Fachmann nachschleifen lassen - so ein eingeschlagener Kipphebel ist kein Schrott!


    Und beim Einstellen ist klar: immer ein Zylinder-Kipphebelpaar auf Überschneidung und dann das Kippheblpaar des spiegelbildlichen Zylinders einstellen:

    Also Überschneidung Zyl. 1 ----Einstellen Zyl. 4 usw..

  • Hallo Alexander, nimm auch noch meinen Senf dazu,

    Ich schließe mit den Worten von Speedy an. Wenn wir dabei sind, dich in die Kunst der Ventilspieleinstellung einzuweisen, solltest du auch wissen, das die Reihenfolge der Ventileinstellung bei Rechtsdrehung des Motors in der Zündfolge 1-3-4-2 erfolgt. Unter dem Begriff der o.g. Ventilüberschneidung versteht man, dass bei dem spiegelbildlichen Zylinder (1 zu 4 und 2 zu 3, und umgekehrt), bei dem der Kolben ebenfalls im OT steht, das Auslassventil schließt, und das Einlassventil sich öffnet, erkennbar an der Wechselbewegung der beiden Ventil-Kipphebel.


    Den von Speedy angesprochenen Verschleiß an der Kipphebelspitze, bedingt durch den 7mm Ventilschaftkopf, ist nicht so ohne weiteres von oben zu erkennen, Gerade bei Motoren mit hoher Laufleistung kommt es an der breiten Kipphebelfläche zu einem "Einarbeiten" des v.g. Ventilschaftes und verändert dabei die Evolventenkurve auf dieser Fläche. Das Prüfblatt der Ventillehre überbrückt die "Rinne" an der der Kontaktfläche am Kipphebel und führt immer zu einem falschen (neuen) Ventilspiel. Was tun in einem solchen Fall ? Schleifen der Kipphebelspitzenfläche und Wiederherstellung der rektifizierbaren Kurve durch einen Fachmann, damit sich die Kipphebelfläche wieder korrekt auf der Ventilschaftkopf abwälzen kann, oder bei zu starkem Verschleiß, einen Neuersatz. Hilfsweise kann man auch sogen. Ventilkappen zum Einsatz bringen, aber das würde jetzt hier nur verwirren.


    Wichtig ist auch die Prüfung des Verschleißes an der Kipphebelwelle und der Kipphebelbohrung. Viele Kipphebelwellen sind durch den Betrieb an der Unterseite eingelaufen, was auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Der zweite Blick offenbart den Verschleiß, wenn du die Ventileinstellschraube ganz zurück drehst, den Kugelkopf aus der Stößelstangenpfanne hebst und den Kipphebel dann axial verschiebst. Du wirst den Verschleiß an der Kipphebelwellenunterseite fühlen können. Bei vielen Motoren dieser Baureihe (600, 850, 127, A112) ist die hohlgebohrte Kipphebelwelle häufig auch total zugesetzt mit Ölkohlenablagerungen, was zu einer verminderten Schmierung der Kipphebellagerflächen, bis zu deren totalen Festfressen führen kann.


    Daher sollte man bei betagten Klappermotoren mit unbekannter Herkunft und Lebenslauf vor der Ventilspieleinstellung einfach mal die Kipphebelwelle ausbauen. Es sind nur die 4 Muttern an den Kipphebelwellenböcken zu lösen, um dann die Mechanik von unten in Augenschein nehmen zu können. Soviel Zeit sollte sein.


    Freundliche Grüße aus dem Ventiltriebdschungel

    Klaus