Italien Import | Zulassung als Fiat Abarth 850 TC denkbar ?

  • Lieber Hecktriebler,


    ich denke schon seit ein paar Wochen über den Kauf eines frühen Fiat 600 nach, der in seiner italienischen Heimat

    zum Fiat Abarth 850 TC umgebaut wurde (sogar mit 214 Abarth Block) . Ein Umbau mit sehr viel Liebe zum zeitgenössischen Detail,

    aber eben ein nachträglicher Umbau. Als was würde man so ein Auto hier zulassen ? Fiat 600 mit stärkerem Motor ?

    Was muß ich dabei beachten ?


    1000 Dank für Eure Unterstützung. Schönen 1. Advent !


    Viele Grüße,

    Niels

  • Es bleibt ein Fiat. Abarth hat früher sehr viel Kits verkauft. Die Umbauten sind also üblich und zeitgenössisch. Kauf dir das dicke Abarth Buch und der TÜV Prüfer kann sehen, dass quasi alles gemacht wurde, was damals vorstellbar war, und alles historisch ist. Ein Abarth wäre Betrug.

  • Moin!

    Ich habe in den letzten Jahren hier in Hamburg sehr gute Erfahrungen mit den „Oldtimer-Experten“ vom TÜV Hanse (TÜV Süd) gemacht. Insbesondere was das Thema zeitgenössische Umbauten und Eintragungen angeht.

    Adresse: Großmoordamm 61, Hamburg-Harburg.

    Telefonisch ist‘s meist schwierig an die Kollegen ran zu kommen. Einfach hinfahren…

    Viel Erfolg!

  • Moin Niels,

    stelle doch bitte einmal Foto(s) von dem Objekt deiner Begierde ein. Es werden z.Zt. in Italien (auch aus D und NL) massiv viele grausige ABARTH-Umbauten angeboten, die nicht ansatzweise ihr Geld wert sind und nur auf begierige Käufer aus dem hohen Norden warten. Nicht überall wo Abarth drauf steht ist auch ABARTH drin, oder nicht alle was ein Doppelendrohr hat ist ein ABARTH ! Ich habe hier schon einiges darüber geschrieben.


    Gruss von der Essen Motor Show. wo ich z.Zt. täglich Beratungsgespräche führe und aktuell einen Käufer vor einem Fake und möglichen Fehlkauf aus Süddeutschland abraten konnte.

    ABARTH-Klaus


    Messe Essen Halle 1, Stand D21, Eingang Süd


  • Das stimmt:). Nach Rücksprache mit ein paar Freunden in Mailand habe ich habe aber

    relativ schnell wieder Abstand genommen. Was hat mich (auf den ersten Blick)

    gereizt ? Frühes Baujahr, relativ vernünftig aussehendes Fahrwerk, interessant aussehender Motor (mit wahrscheinlich gefälschter Angabe ABARTH 214), neue Scheibenbremsen, gut aussehende Innenausstattung und Lenkrad.

    Auf den zweiten Blick kamen mir dann aber erhebliche Zweifel und der Preis ist viel zu hoch (!). Aber entscheidet selbst. Hier eine Fotoauswahl

  • Guten Abend Niels,

    ich komme gerade von der EMS zurück, und dann solche Fotos. Da ist aber auch kein einziges Teil zu erkennen, das jemals auch nur ansatzweise in den ABARTH-Hallen am Corso Marche produziert worden sind !!!

    Gehen wir kurz die Bilder durch, was aber eigentlich vergeudete Zeit für mich ist . Nur für euch Spätgeborene (da ist es wieder das böse Wort worüber sich einer wieder aufregen wird) zum Mitschreiben :


    - Die sogen. Frontniere ist ein Replikteil mit nicht an den Radius angepassten Horizontalleisten ! Das Emblem in der Mitte gehört zu einem TC der 3. oder 4. Serie (schlecht zu erkennen) und nicht zu einer Karosserie vor Baujahr 1964 mit Selbstmördertüren.

    - Dem nach vorne unter die Stossstange verlegten Zusatzwasserkühler fehlt der Trägerrahem, der auch die Hörner umschließt.

    - DZM bis 10.000 n/min totaler Unsinn. Beim 214er ist ein DZM bis max. 8.000 n/min verbaut gewesen ! Der Tacho gehört nach rechts in das Instrumentengehäuse, das Kombiinstrument (falls es funktioniert, gehört nach links. Zifferblatt bis 200 km/h ist falsch, max. bis 160 km/h !!!

    - Gummimatten fehlen im Fussraum.

    - Vorderachse ist Paradebeispiel für hirnloses Tun. Blattfeder ist Fiat 600 Serienfeder mit den nach unten gedrehten Endaugen für die estendblocs. Selbstgebastelte Ankerplatten für Bremszange unbekannter Herkunft aus den 80ern oder später. Im Achsschenkel kein gesteckter Lenkhebel erkennbar.

    - Billig-Endschalldämpfer aus Konservendosenblech mit den 2 Befestigungsvorrichtungen für/an Fiat 600 Serienblechölwanne. Merke, nicht alles was zwei Endrohre hat ist ein ABARTH ! Der Auspuffkrümmer schreit danach, ich will brechen. Wie kann man so einen Müll verbauen ?

    - Grottenschwere Alu-Sandguss-Ölwanne (Original aus Elektron) ohne Bohrungen für Öltemperaturfühler (links) und fehlenden Rücklaufanschluss (rechts). Tropft wahrscheinlich aus allen Poren, weil nicht druckimprägniert.

    - obskure 214er Motorkennziffer. Wenn jemand bei ABARTH so schlecht und auch noch verkehrt herum diese Ziffern und Buchstaben eingeschlagen hätte, wird wohl den ersten Arbeitstag dort nicht überlebt haben.


    Fazit, das wenige was hier zu sehen ist, lässt schlimmes ahnen von dem was wir hier nicht sehen. Man kann nur sagen, die kindlich veranlagten Probanten aus Tortona haben es einfach nicht besser gewusst und bestimmt keine Täuschungsabsichten im Kopf gehabt, weil der durch die konfusen Vorstellungen besetzt gewesen ist. Sie müssen bei einem Rundgang auf der Messe in Padua bei den Glitteranbietern einfach zugegriffen und den Warenkorb hirnlos gefüllt haben.


    Finger weg von solch fragwürdigen Angeboten und laienhaft zusammengebosselten Technikteilen ! Meist siegt aber die Kaufgeilheit auf so eine Wündertüte und der Katzenjammer komm erst später. Genau so einen Fall haben wir heute wieder auf dem ABARTH-Stand vor uns gehabt. Es gilt noch immer, wat nix kostet kann auch nix. Wenn alles sonst funktioniert, OK, aber 10.000 EUR zu teuer.


    Gruss aus dem Typendschungel

    ABARTH-Klaus,


    So kann ein früher TC (Typ Nürburgring) aussehen .

  • Was hat mich (auf den ersten Blick)

    gereizt ?

    ...und auf dem zweiten blick, lässt der obere teil des vierten bildes von niels auch noch einen vorgeschmack auf den karosseriezustand erahnen.

    ich geb zu, da schaut man nicht sofort hin, und lässt sich von den "technikdetails" irgendwie zu einem anderen blickwinkel verleiten.

    wem's gefällt, es wäre aber passend zur vorweihnachtszeit - ein pfefferkuchenhäuschen!


    einen trost gibt es aber, es schult für die bilderschau der nächsten offerte(n).


    grüße chris

  • Hallo Klaus,


    danke für deine Einschätzung. Mein Interesse war ja ebenfalls relativ schnell erloschen.

    Meine Frage bleibt,- was können wir Nachgeborenen ;) am Ende daraus lernen ?

    Wozu kann man den interessierten raten, die keine 70 K (siehe Beispiel) parat haben, um sich ein dann hoffentlich

    möglichst den Spezifikationen entsprechendes Auto zu kaufen ? Ein finde das ist ein schwieriges Thema.

    Mir scheint bei der jetzigen Angebotslage das Ausweichen auf andere Fahrzeugtypen fast alternativlos.


    Viele Grüße,

    Niels

  • Hallo Niels,

    zu Deiner Eingangsfrage...

    Nach meiner Erfahrung gibt es Sachverständige, die tragen Dir das Fahrzeug als Fiat600 mit einzeln aufgeführten Umbauteilen ein, aber auch als 850TC Replika oder auch als 850TC.

    Bei meinem wurde vor über 30Jahren ALLES einzeln eingetragen (Motor, Vergaser, Auspuff, Vorderachse, Tieferlegung usw)

    Die bekannten Abarth Bücher haben mir damals beim ersten Gespräch mit dem Prüfer einiges erleichtert.

    Wie Klaus aber schon schrieb, wird sehr viel "Kurioses" angeboten und man muss schon genau hinschauen.... Herzlichen Dank mal wieder an Klaus für die ausführlichen Details. :thumbup:

    Viel Erfolg

    Malte

  • Hallo Malte,

    danke für Deinen Rat. Das ist ein sehr schöner Wagen :). Vielleicht muß man auch den von Dir skizzierten Weg gehen, ein guten 600“er suchen, ein Konzept machen, längere Zeit Teile suchen und dann anfangen zu bauen. Dann weiß man zumindest was man hat. Mal schauen. Viele Grüße!

  • Hallo Niels,

    das ist für dich sicher der richtigere und bessere Weg. Suche dir einen guten oder gut machbaren FIAT 600/770 aus Turiner Produktion !!!

    Dabei ist schon die erste Hürde für die Spätgeborenen aufgestellt. Nicht alles was wie ein Fiat 600/770 aussieht, ist bei seiner Geburt auch ein solcher gewesen. Bei den europäischen Geburtsorten in Turin (FIAT), Barcelona (SEAT) und Kragujevac (ZASTAVA) haben die Geburtshelfer stets schon an den Genen ein wenig gebastelt, weshalb die Fa. ABARTH & Co. in Turin ausschließlich auf die ortsnahen Turiner Rohkarosserien zugegriffen hat :thumbup:


    Wie du ja sicher hier schon gelesen hast, verfügt der z.B. der SEAT über andere Türen (ohne Griffmulde im Türaussenblech), Druckknopftürgriff (wie beim 500er), anderes Türschlosssystem und Türschlossblech in der B-Säule, was den Umbau fast unmöglich macht (Austausch Seitenwand). Da spielen weitere Veränderungen in der Karosserie, wie z.B. großes Loch in der linken Motorschottwand für Kühlwasserausgleichbehälter (den braucht dort kein Abarth, denn der ist rechts) und Rücksitzbankkastenblech fast keine Rolle mehr. Also Finger weg vom Spanier, insbesondere wenn es ein 1973er ist mit den Entlüftungslöchern in der C-Säule. Die andere Getriebegehäusedichtung zur Glocke beim SEAT-Getriebe bemerkt man erst sehr spät aber dann zeitintensiv.


    Der Zastava 750/850 sieht auf den ersten Blick wie der Fiat aus, hat aber ein anders geprägtes Frontblech hinter dem Frontemblem, einen erweiterten Innenblechrahmen unter der Dachhaut für den Spriegel des Dachhimmels, geänderte Hinterachsschwingen und deren größere Nabenlagerungen. Dafür hat der Fico den charmanten Vorteil eines 2K-HBZ. Der Zastava ist immer die 2. Wahl und auch relativ gut verfügbar, weil er bis 1985 noch produziert worden ist. (FIAT >1969, SEAT > 1973).


    Also Handy Mal runter und die Augen ganz früh auf, bevor man sich eine spätere Lachnummer in die Garage stellt. Wie es dann mit der "Abarthisierung" weitergeht, dazu findest du hier im Forum ausreichende Infos. Es ist über (fast) alles schon geschrieben worden.


    Gruss aus dem 600er Typendschungel

    ABARTH-Klaus