...A112 70HP-Motor einfach aufs Getriebe schieben...

  • Hallo zusammen.


    Letztens lese ich in der aktuellen "Oldtimer-Markt" den Artikel über den Fiat 600 und stolpere über dieses doch sehr einfache Tuning. 8)


    Jetzt wollte ich euch mal fragen ob das überhaupt funktioniert bezüglich Platz,Getriebe,Kühlung,Kupplung,...



    LG,Fiatracing :thx:

  • Hallo Fiatracing,
    Grundsätzlich ist der Einbau eines A-112-Motor in einen Fiat 600 (770) möglich, aber beileibe kein "easy weekend project" wie es oft kolportiert wird.


    Schon das "einfach den Motor auf das Getriebe schieben" ist nicht möglich, weil zuvor der Starterkranz vom 600-er auf die A-112 Schwungscheibe für den von der anderen Seite einspurenden Anlasser aufgeschrumpft werden muss, dessen Anlasserritzel auch einen anderen Zahnmodul hat. Wenn man einmal dabei ist, sollte man gleich auch die Kurbelwelle aus dem Block nehmen, weil diese Welle hinten mit einer Pilotlagerbuchse für die Aufnahme der 600-er-Kupplungswelle gebohrt werden muss. Ansonsten verschweisst sich nach kurzer Laufzeit die Kupplungswelle mit der Kurbelwelle (Thema Materialpaarung) und das Getriebe läßt sich nicht mehr schalten und nur noch mit der Flex vom Motor trennen ! Ein gern gemachter Fehler übrigens. Die A-112-Kupplung (160) läßt sich problemlos verbauen, bei der 170-er Kupplung (HP-70) sind schon erhebliche Schleif .- und Fräsarbeiten an der Kupplungsglocke erforderlich, um den Automaten frei im bellhouse drehen lassen zu können. Das Ausrücklager vom 600-er passt zwar auf die Federtellerfinger des A-112-Kupplungsautomaten, die Freude währt aber nur kurz, weil die Auflagefläche des 600-er Drucklagers keine Abwälzbewegung zulässt, da für eine völlig andere Kupplung konstruiert. Abhilfe schafft hier u.a. ein Ausrücklager vom Seat-Ibiza (VAG-Teil). Das nur zum Thema Einbau des Motors.
    Weitere Probleme entstehen bei der Abfuhr der erheblich größeren Wärmeenergie, die ein 70-PS-Motor gegenüber einem 23-PS-Motor produziert ! Der Bau eines funktionierenden Kühlsystemes für den Einsatz im Straßenverkehr, mit funktionierender Heizung, ist mehr als ein abendfüllendes Programm.


    Das 600-er Getriebe ist in seiner Abstufung völlig ungeeignet für den A-112-Motor. Der erste Gang ist derart kurz übersetzt, weil eine 4-5-köpfige Familie mit Gepäck und 23 PS über den Großglockner kommen sollten, und einmal in Schwung damit auch 110 km/h im 4. Gang fahren sollten. Zerren hier jetzt 70 PS an der Welle, mit einem höheren Drehmomentbereich in einem völlig anderen Drehzahlband, so passt natürlich kein Gang so richtig. Zu Abhilfe gibt es dafür einen Sportgetriebesatz der hier Abhilfe schaffen kann, in Verbindung mit einem anderen Teller-Kegelrad (9/39). Das nächste Thema werden dann die Antriebswellen sein deren Gleitsteine im Getriebe und der Ruckdämpfer an der Achsnabe sich relativ kurz danach verabschieden werden, weil von den Drehmomenten überfordert, in Verbindung mit dem neuen Laufwinkel der Wellen, weil man ja schließlich auch die Fuhre tiefer gelegt hat. Abhilfe schaffen hier neue Gelenkwellen, egal ob als Kardangelenke oder homokinetische Gelenke verbaut.
    Über die Preise will ich hier nicht reden, weil dann doch wieder weitergemurkst werden wird, frei nach dem Motto, "es wird sicher schon gutgehen". An der Bremse und dem Fahrwerk muss natürlich auch gearbeitet werden, aber dann sind wir schon ein paar Monate älter.


    M.f.G. Klaus

  • Hallo,
    hier die gleiche Frage wie in Tuning, falls da übersehen.
    Kann jemand diese ominöse Seat Ibiza Ausrücklager genauer beziffern?, entweder mit Teilenummer oder Baujahr?. Der Ibiza kam mit 903 Motor, 1500(Porsche Motor) und jetzt mit VW Motoren. Brauche irgendeine Angabe für mein freundlichen Teilehändler.
    Danke
    Nick

  • Hallo Nick,
    ich hoffe dir deine Frage demnächst beantworten zu können, wenn ich meinen Motor zur Winterrevision ausgebaut habe. Ich werde dann auch an den erforderlichen Adapter dran kommen, der für das SEAT-Ausrücklager (VAG-ET-Nr.) seinerzeit in Spanien gemacht worden ist. Ich werde das Drehteil dann nachfertigen lassen, weil dafür schon mehrere Anfragen vorliegen.


    Gruss Klaus

  • Hallo,
    ich habe auch einen Fiat 600 mit Abarth Motor nachgerüstet, hier meine Erfahrung:
    Ich bin natürlich kein Profi wie der Klaus Kleber, der sein Fahrzeug im Rennbetrieb bewegt und natürlich mit seinen Ausführungen voll recht hat.
    Ich habe den Motor nur raufgesteckt, die Getriebewelle gekürzt die 160 Kupplung vom a112 verwendet (Schwungscheibe und Anlasser vom 600 original gelassen, auch original Außrücklager nur um 1cm verlängert) und mit dem Wagen gefahren. Insgesamt bin ich so an die 30000km gefahren immer ohne Probleme, aber wie gesagt nur so zum Spaß, hin und wieder mal bis 6600 gedreht, keine Rennen.
    Zu der Getriebeübersetzung kann ich nur sagen, dass es darauf ankommt was für Reifen man fährt. 50/60/ oder 70, ich fahre 175/50, hat mir mit der Originalübersetzung am meisten Spass gemacht, ich habe auch die 9/39 und 9/41 gefahren aber wie gesagt die originale hat mir am besten gefallen.
    Servus
    Sepp

  • Hallo Sepp,
    du hast natürlich recht, es ist schon ein Unterschied, ob man den Kasten ausschließlich im Rennbetrieb oder nur so zum Spass auf der Straße bewegt.
    Natürlich kann man auch mit der 160-er A-112-Kupplung fahren und nach Kürzung der Kupplungswelle den Motor draufstecken. Die 160-er Mitnehmerscheibe (155 mm beim 600-er) ist für die 600-er Schwungscheibenreibfläche zwar etwas zu groß, geht aber. In jedem Fall sollte aber das Pilotlager der 600-er Kurbelwelle in das der A-112-Kurbelwelle eingebaut werden, auch wenn das sehr aufwändig ist. Ein Festfressen der Kupplungswelle in der Kurbelwelle, trotz einfetten mit Kupferpaste o.ä., wird sich leider auf Dauer nicht vermeiden lassen. Dann kommt wieder die Flex zum Einsatz, alles schon gesehen. Man könnte naturlich sagen, dann mache ich die Kupplungswelle halt so kurz, dass sie erst garnicht bis ans Kurbelwellenende heranreicht. Das geht auf keinen Fall lange gut, weil wir die vordere Abstützung in der Kurbelwelle als Auflager für die Kupplungswelle dringend brauchen. Die Kupplungswelle ist im Getriebe nur in einer Verbindungsmuffe auf die Getriebehauptwelle aufgesteckt. Bei fehlender Abstützung der Getriebewelle in der Kurbelwelle, führt bei getretener Kupplung die Mitnehmerscheibe mit der Getriebewelle ein reges radiales Eigenleben, das regelmäßig zu Schäden im Getriebe führt.
    Im normalen Fahrbetrieb auf der Straße kann man natürlich auch mit der Serienübersetzung (8:43) fahren, und hat die Möglichkeit mit verschiedenen Reifenhöhen die Endübersetzung zu verändern. Was man allerdings nicht schafft, ist den großen Sprung vom 3. Gang (32/24=1,333) auf den 4. Schongang (26/29=0,896) zu eleminieren. Hier hilft nur die Sportübersetzung im 3.Gang mit (30/25=1,2) und im 4.Gang mit (28/27=1,037) für ein zügiges Vorankommen gegen die ins Quadrat ansteigenden Luft.-und Rollwiderstände.
    M.f.G. Klaus

  • Hallo,
    Klaus hab wieder was gelernt, Danke.
    Ich mache das künftig auch so wie Du beschrieben hast, aber als ich meine 600 aufgebaut habe, habe ich nicht soweit gedacht.
    Servus
    Sepp